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Das Unglück in Kaprun kostete 155 Menschen das Leben.

Foto: Reuters/Pool
Die Heizlüfter in der Standseilbahn von Kaprun - von denen einer vermutlich das Brandinferno ausgelöst hatte - hätten "nicht eingebaut werden sollen". So lautet eines der zentralen Erkenntnisse des Hauptsachverständigen beim Kaprun-Prozess, Helmut Prader. Prader, der sein Gutachten am Dienstag präsentiert hatte, schließt Brandstiftung, Zigaretten, Fettablagerungen am Gleiskörper, die Notleuchtstäbe oder einen Kabelbrand als Ursache für jenes Inferno, das am 11. November 2000 insgesamt 155 Menschen das Leben gekostet hatte, weit gehend aus.

Gemeinsam mit den anderen am Verfahren beteiligten Gutachtern geht Prader von einem "Produktions- beziehungsweise Materialfehler des Heizlüfters" aus. Dieser war im talseitigen Führerstand des ausgebrannten Unglückswagons "Kitzsteingams" eingebaut. "Alle Versuche haben gezeigt, dass der Brand innerhalb der Holzverbauung ausgebrochen sein muss." Hier habe, kurz gefasst, der nach einem Materialbruch locker gewordene Heizstern das Kunststoffgehäuse des Heizstrahlers in Brand gesetzt.

Servodruckleitung geplatzt

Durch die Hitze des brennenden Heizlüfters wäre dann die Servodruckleitung geplatzt und die Bahn so zum Stillstand gekommen. Das ausgetretene Hydrauliköl wäre die eigentliche Ursache gewesen, dass sich der Brand "so rasant ausgebreitet hat". Dazu komme ferner, dass sich das Unglück nicht in einem horizontalen, sondern in einem ansteigenden Tunnel mit einer starken Luftströmung abgespielt habe.

Prader, der erst heuer, nach dem Ausscheiden des erkrankten Anton Muhr, vom Gericht als Brandsachverständiger nominiert wurde, gibt freilich zu bedenken, dass es sehr schwierig sei, "nach so langer Zeit" eine genaue Feststellung zu treffen. Sein Befund stütze sich daher in erster Linie auf technische Versuche, Aussagen von Überlebenden, Fotos sowie auf den weit gehend unversehrten Vergleichszug. (dog, neu/DER STANDARD; Printausgabe, 10.12.2003)