Wien - Das nach eigenen Angaben größte Theater Österreichs ohne öffentliche Subventionen, die Wiener Kabarettbühne "Vindobona", muss mit Jahresbeginn 2004 seinen Betrieb einschränken und macht seine dauerhafte Weiterführung nun von Förderung durch die Stadt Wien abhängig. Weil der "Plafond der seriösen wirtschaftlichen Theaterführung" erreicht sei, müssten mit Jahresbeginn die Kindertheater-Veranstaltungen eingestellt werden und das Theater sonntags geschlossen bleiben, teilte das Haus am Dienstag in einer Aussendung.

Bühnenleiter Wolfgang Gratzl auf Anfrage: "Eskalierende" Kosten etwa für computergestützten Kartenverkauf, Internetauftritt oder Porto seien nach 15 Jahren Kabarettbetrieb nun aus eigener Kraft "nicht mehr abzufangen", so Gratzl, der nach eigenen Angaben 100 Stunden in der Woche arbeitet und dessen Verwandte ehrenamtlich mithelfen. "Ich kenne kein Theater in Österreich, das unter diesen Bedingungen arbeitet". Dabei benötige das Haus, da es keine Eigenproduktionen zu finanzieren hat, nur rund 20 bis 25 Prozent der Förderung von Bühnen vergleichbarer Größe, um "seriös weiterarbeiten zu können".

Frühjahr als Forderungs-Deadline

Nicht aus eigenen Mitteln finanzierbar sei auch die notwendige Erneuerung der fünfzehn bis zwanzig Jahre alte Einrichtung, die nach Theaterangaben "keine Behinderteneinrichtungen, desolate Heizung, Lüftung, Bestuhlung, Bühnentechnik" aufweist. Gratzl beklagt, dass Kabarett von Seiten der Stadt "völlig ignoriert und ausgegrenzt" wird und auch nicht im Kulturbericht der Stadt Wien auftauche. "Irgendwann werden wir einen Schlussstrich ziehen müssen, wenn Kabarett in dieser Stadt nicht erwünscht ist".

Als Zeitrahmen gibt Gratzl den Herbst 2004 an. Wenn es im Frühjahr keine Entscheidung bzw. Förderzusage für den Herbst gibt, "müssen wir auf jeden Fall ganz grobe Konsequenzen" ziehen. Das Risiko eines Konkurses oder einer Insolvenz will der Theaterleiter dabei nicht eingehen. Angesichts der von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) als "das höchste Kulturbudget jemals" gepriesenen Ausgaben der Stadt für Kultur könne das Kulturamt "nicht weiter sagen, wir haben kein Geld. Das ist absurd". (APA)