Ravi Coltrane auf dem Cover seines 1998er-Albums "Moving Pictures" (RCA)

Foto: RCA
Der Einfluss John Coltranes ist in der Jazzszene nach wie vor übergroß. In vielen Soli leben die Errungenschaften des innovativen Ekstatikers fort, sind zum melodisch-harmonischen Rüstzeug des Genres geworden, das nach Coltranes Tod mit neue Ideen nicht gerade verschwenderisch umging. "Klingt wie Coltrane" ist denn auch eine der oft berechtigten Reaktionen auf die Arbeit prominenter Saxofonisten.

Das ist im gewissen Sinne eine Entlastung für Ravi Coltrane, den Sohn des Großen. Ravi ist nämlich mutig, er ist also nicht nur Jazzmusiker geworden, er spielt auch Tenor- und Sopransaxofon - wie der Papa. Das übt zunächst Druck aus. Doch wenn der alte Coltrane bei so vielen seine Stilspuren hinterlassen hat, warum nicht auch beim Sohn? Eben.

Leute wie Jack DeJohnette, Joe Lovano, Geri Allen oder Kenny Barron schätzen jedenfalls Ravis Arbeit. Schließlich bietet der Jazz prinzipiell genug Freiräume, seine Individualität abseits des Väterlichen zu entfalten. Wenn man auf sie Wert legt. Und Ravi bleibt gar nichts anderes übrig, als sie zu suchen. (tos / DER STANDARD, Printausgabe, 10.12.2003)