Wen rührt es nicht, wenn die "Wiener Sängerknaben" oder die "Regensburger Domspatzen" oder die "Mistelbacher Nebelkrähen" mit ihren hellen, klaren Stimmchen das "Stille Nacht" anstimmen und mit strahlender Höhe bei "himmlischer Ruhuuu!" das Herz erwärmen? Wer ist nicht zutiefst ergriffen vom machtvollen Organ der verewigten Gospel-Röhre Mahalia Jackson bei "Silent Night"? Wen erfassen nicht heitere Gefühle beim Erkennen der lustigen Weise von "Rudolph The Rednosed Reindeer"? Wer blickt nicht ganz versonnen bei "Little Drummer Boy" oder gar bei "White Christmas"? - Na, die Kaufhausangestellten in Österreich und Deutschland z.B., die sich das ununterbrochen anhören müssen.Übereinstimmend sagen etwa Gottfried Rieser, Gewerkschaft der Angestellten in Oberösterreich, und der Berliner verdi-Gewerkschafter Roland Tremper, das sei "Psychoterror". Die Beschäftigten bekämen "nach sechs Wochen Weihnachtslieder-Gedudel von früh bis spät Aggressionen und Aversionen" (Rieser). Und nicht nur die Beschäftigten: Bei Karstadt hätte man wegen Kundenbeschwerden die Beschallung drastisch reduziert, sagt Tremper. Okay, und wer schützt hilflose Väter und Ehemänner zu Hause? (DER STANDARD; Printausgabe, 10.12.2003)