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Infografik: ÖGB-Mitglieder

Grafik: APA
Wien - Stagnierende Mitgliederzahlen auf der einen, steigende Kosten auf der anderen Seite: Der Gewerkschaftsbund (ÖGB) muss seine Reserven anzapfen, um die Finanzprobleme bewältigen zu können.

Schrumpft doch die Zahl der Mitglieder konstant. Die Bilanz des Jahres 2002, für 2003 liegt noch keine Bilanz vor, weist einen Rückgang der Mitglieder um ein Prozent auf 1,4 Millionen auf. Zum Vergleich: Im Jahr 1990 waren es noch 1,6 Millionen Mitglieder.

Gleichzeitig steigen die Ausgaben der Gewerkschaft: Die Personalkosten etwa stiegen 2002 im Vergleich zum Jahr davor um 2,7 Prozent auf rund 90 Millionen Euro, die Ausgaben für Organisations-und Bildungsarbeit kletterten auf 32,1 Millionen Euro. Mit den "politischen Rahmenbedingungen", wie es der ÖGB umschreibt, sind auch die Aufwendungen für Informations- und Öffentlichkeitsarbeit gestiegen: 13 Millionen Euro wurden dafür 2002 ausgegeben - also im Jahr vor den ÖGB-Aktionen gegen die Pensionsreform und dem ÖBB-Streik. All diese Ausgaben ließen die Verbindlichkeiten des ÖGB ansteigen, wie aus dem Finanzbericht hervorgeht.

Allein die Bankverbindlichkeiten nahmen auf 44 Millionen Euro zu (im Jahr 2001 waren es noch 25 Millionen), das Fremdkapital stieg von 46 (2001) auf 70 Millionen Euro 2002. Wegen der Finanzlage greift der ÖGB auf stille Reserven zurück, allerdings räumt Finanzchef Günter Weninger in der Kleinen Zeitung ein, "dass das mit der Zeit zum Problem werden könnte".

Wobei Weninger im Finanzbericht einen Teil der Bilanzprobleme damit erklärt, dass der sagenumwobene Streikfonds des ÖGB in eine Privatstiftung umgewandelt wurde. Mit dieser Umwandlung umging die Gewerkschaft die Pflicht zur Offenlegung nach dem neuen schwarz-blauen Vereinsrecht. Wie hoch der Streikfonds (nunmehr in der "Solidarität Privatstiftung") dotiert ist, wird streng geheim gehalten. Jährlich überweist der ÖGB 1,8 Millionen Euro in den Fonds - ob Gelder aus dem Fonds zur Bilanzverbesserung wieder rücküberwiesen werden, ist ungeklärt. (eli/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.12.2003)