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Foto: Archiv
London - Die Trophäen-Jagd lässt die Hörner der nordamerikanischen Dickhornschafe (Ovis canadensis) auf indirektem Wege schrumpfen. Weidmänner hätten es vor allem auf Männchen mit besonders eindrucksvollen Hörnern abgesehen haben und würden diese schon in jungen Jahren schießen, berichten britische und kanadische Forscher im Wissenschaftsmagazin "Nature". Sie bekämen dadurch weniger Gelegenheit, Nachwuchs zu zeugen und die Erbanlagen für besonders große Hörner an die nächste Generation weiterzugeben.

Langzeituntersuchungen

Die Dickhornschafe auf dem kanadischen Ram Mountain (Bundesstaat Alberta) stehen seit mehr als 30 Jahren unter wissenschaftlicher Beobachtung. Seit 1971 werden die Tiere jährlich gefangen und vermessen, später kamen für genetische Untersuchungen Haar-, Gewebe- und Blutproben hinzu. Die Wissenschafter um David Coltman von der Universität Sheffield (Großbritannien) werteten diese Daten nun aus, um den Einfluss der Jagd auf die Entwicklung der Schafe zu überprüfen. Die Böcke können zwischen August und Oktober legal von den Einwohnern Albertas gejagt werden.

Wie die Wissenschafter feststellten, nahm nicht nur die Horngröße männlicher Schafe, sondern auch ihr Körpergewicht über die Jahre hinweg ab. Da beide Merkmale vererbbar sind, vermuten die Wissenschafter, dass die Trophäen-Jagd für diese Entwicklung verantwortlich ist. Seit 1975 seien 57 Böcke geschossen worden, ein Großteil davon jünger als acht Jahre. Obwohl die Einnahmen für die Abschuss-Lizenzen dem Naturschutz in der Region zu Gute kämen, müssten derartige Konsequenzen berücksichtigt und ein weiterer "genetischer Verfall" der Schafspopulationen verhindert werden, schreiben die Wissenschaftler.

Dickhornschafe kommen im Westen Nordamerikas vor, in den Rocky Mountains, Kalifornien und bis nach Mexiko. Sowohl Männchen als auch Weibchen tragen Hörner. Während die kreisförmig gebogenen Hörner der Böcke eine Länge von mehr als einem Meter und ein Gewicht von bis zu 13 Kilogramm erreichen können, sind die Hörner der Weibchen eher unscheinbar. Böcke sind zudem mit einem Körpergewicht von bis zu 135 Kilogramm fast doppelt so schwer wie die weiblichen Tiere, die nur rund 70 Kilogramm auf die Waage bringen.

Weiteres Indiz?

Mögliche Hinweise darauf, dass die Jagd die Evolution von Tierpopulationen beeinflusse, gebe es auch aus Afrika: Dort würden zunehmend Elefanten ohne Stoßzähne gesichtet - möglicherweise eine Folge der Elfenbeinwilderei. (APA/dpa)