Lustenau – Wo immer die rechte Szene was zu feiern hat, ist Tollschock, Vorarlbergs gefragteste Skinhead-Band, dabei. Ob der Führer der NDP in Deutschland Geburtstag feiert oder die slowenische Blood-&-Honour-Truppe (die internationale Bewegung Blood & Honour verbreitet neonazistische Ideen über das Medium Musik) zum Konzert lädt: Tollschock spielt auf.

Das Dokumentationsarchiv über die Verbreiter des neuen deutschen Liedguts: "Bei diesen Gruppen handelt es sich durchwegs um Vertreter der neonazistischen Skinheadszene, ihre Texte strotzen nur so von antisemitischen und rassistischen Mord- und Gewaltfantasien." Ob die Texte von Tollschock (zwei CDs sind auf dem einschlägigen Markt) verbotswidrig sind, wird bei der Sicherheitsdirektion noch überprüft.

Seit 1998 proben die rechtsextremen Musikanten in Räumen des Jugendhauses "Culture Factor Y". Jugendkoordinator Hanno Pinter, der den Glatzen das Probelokal zur Verfügung stellte: "Man hat ihnen nicht angesehen, dass es Skinheads sind." Als die politische Richtung ruchbar wurde, habe er bei der Sicherheitsdirektion nachgefragt, sagt Pinter. "Dort hat man mir gesagt, dass sie sich noch nie strafbar gemacht haben." Dass einige der Gruppe Mitglieder der verbotenen Blood-&-Honour-Bewegung sind, will man im freiheitlichen Lustenau nicht gewusst haben.

Im Jugendhaus selbst intervenierte man nicht gegen die rechte Nachbarschaft. Was Jugend-Gemeinderat Ernst Hagen (FP) bestätigt: "Alle wussten davon. Aufgeregt hat sich keiner." Ganz so sei das nicht, sagt Jugendarbeiter Steven Marx: "Natürlich haben die genervt. Bei den Aktionstagen gegen Rassismus haben sie extra laut geprobt." Den Protest der Jugendlichen habe man im Rathaus aber nicht gehört.

Bernd Bösch, grüner Vizebürgermeister, will erst vor wenigen Wochen von Tollschock im Proberaum erfahren haben. "Für uns ist es undenkbar, dass die Gemeinde Proberäume für rechtsextreme Bands zur Verfügung stellt. Ich möchte, dass sich die gesamte Gemeindevertretung distanziert."

Gemeinderat Hagen hat der Band nun mit Ende des Jahres die Räume gekündigt. Der offizielle Grund: Proberäume stehen nur Lustenauer Jugendlichen zu. Bei Tollschock spielen aber mittlerweile keine Lustenauer mehr. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.12.2003)