Unter den Kritikern des Irakkrieges läuft seit geraumer Zeit die Diskussion darüber, ob man den im Irak in Schwierigkeiten geratenen Amerikanern "helfen" sollte oder ob die USA die Suppe, die sie sich mehr oder weniger allein eingebrockt haben, auch mehr oder weniger allein wieder auslöffeln sollten. An dieser Stelle wurde - wie in fast allen Qualitätsmedien im deutschsprachigen Raum - immer die Auffassung vertreten, dass ein Scheitern der USA im Irak viel zu dramatische Folgen für die ganze internationale Gemeinschaft hätte, als dass man es, vielleicht sogar hämisch, in Kauf nehmen dürfe. Ein Neubeginn, besonders in den transatlantischen Beziehungen, schien das Gebot der Stunde nach dem Krieg, und aus Washington kamen Signale, dass man das dort genauso sieht.

Das war wohl ein Irrtum. Die Kriegsgegner werden nun für ihre - hinlänglich bestätigte - Meinung, dass die Bedrohung durch den Irak als Kriegsgrund nicht ausreichte, von den USA bestraft. Freier Wettbewerb, freie Wirtschaft ja - aber nicht für unbotmäßige Länder, die sich erlauben, mit der US-Politik nicht übereinzustimmen. Gerade im Lichte der gefälschten Bedrohungsszenarien vor dem Krieg ist es dabei fast herzig, dass das Pentagon, namentlich Paul Wolfowitz, den Ausschluss von Firmen aus kriegskritischen Ländern mit dem "Schutz der Sicherheitsinteressen der USA" begründet. Das alte Killerargument.

So sehen also die Bemühungen um eine Internationalisierung des schwierigen Wiederaufbaus aus. Ob der Pentagon-Coup dazu angetan ist, die Überweisung der bei der Geberkonferenz zugesagten und noch immer ausständigen Gelder zu beschleunigen? Offensichtlich haben die USA sie gar nicht nötig, sonst wären sie bereit, wenigstens einen kleinen Anreiz zu bieten. Denn dass der Löwenanteil am Irakgeschäft ohnehin in die USA geht und gehen wird, stand ohnehin immer außer Frage. Um das klar zu machen, hätte es dieses neuen Affronts gar nicht bedurft. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.12.2003)