Standard: Der Winter ist nicht mehr das, was er einmal war, hört man öfters. Ist das nur eine subjektive Wahrnehmung?

Zellmann: Ganz und gar nicht. Die geschlossene Schneedecke ist messbar, ebenso die Schneefallhöhe. Und beides geht nachweisbar zurück.

STANDARD: Mit der Schneekanone wollte man den Winter austricksen; bei Plusgraden kommt satt Schnee nur Wasser heraus. Was soll man tun?

Zellmann: Wir sollten uns rechtzeitig darauf einstellen, dass Orte und Regionen unter 1500 Metern in einigen Jahren schneefrei sein werden.

STANDARD: Hat es Sinn, den Schnee mit Gewalt im Tal halten zu wollen?

Zellmann: Das wird nicht gelingen. Schneekanonen sind als Überbrückungshilfe gut, um apere Stellen zu überdecken. Zu mehr taugen sie nicht. Niemand wird auf Dauer auf einem Kunstschneeband in brauner Landschaft Ski fahren wollen.

STANDARD: Ist Österreichs Tourismuswirtschaft gerüstet für Winter mit wenig Schnee?

Zellmann: Nein. Man ist sich noch immer nicht der Dramatik dieser Entwicklung bewusst und hat auch kein Worst-Case-Szenario in der Schublade.

STANDARD: Wie wichtig ist der Schnee, um Touristen im Winter in die Alpen zu locken?

Zellmann: Berg, Schnee und Alpinski gehören zusammen. Wegen des Klimawandels wird man über kurz oder lang aber nur noch in Regionen über 2000 Metern Ski fahren können. Davon sind auch Orte wie Kitzbühel massiv betroffen. Jetzt rächt sich, dass man gegenüber Erlebnis- und Themenparks so negativ eingestellt ist. Thermen in alpinen Gegenden zu bauen ist jedenfalls keine Alternative.