Im Investorenparadies China wird Strom knapp. Notstandsmeldungen häufen sich aus dem kohlereichen Norden wie dem wasserreichen Süden. In Hangzhou wird Fabriken im täglichen Wechselrhythmus das Licht ausgeknipst. 81-mal Blackout in der Stadt Shijiazhuang. Der Ernst der Lage wurde bewusst, als im TV Schulkinder zu sehen waren, die wieder bei Kerzenlicht Hausaufgaben machten.
Auslöser des Energie-GAUs, der die wachstumsverwöhnten Bürger hart trifft, war die sommerliche Hitzewelle. Temperaturen von über 42 Grad ließen die Versorgung in den von Millionen Klimaanlagen gekühlten Städten zusammenbrechen. Schanghai fehlten 1000 Megawatt oder die Leistung eines Kraftwerkes. Man musste Prestigeunternehmen wie das VW-Werk oder Fabriken von General Motors bis zu 24 Stunden abschalten.
Ökonomie überhitzt
Die volkswirtschaftliche Überhitzung, Überproduktion und Vergeudung, (Produzenten in China wenden 47 Prozent mehr Energie als im Ausland auf) fordern ihren Tribut. 21 von 31 Provinzen meldeten im Dezember Notabschaltungen. Im Vorjahr waren es ein Dutzend. Stromkonzerne wie China Huaneng oder China Huadian rufen bereits die Pekinger Zentrale auf, mit staatlichen Mitteln für Kohlenachschub zu sorgen.
"2004 wird es noch schlimmer", schrieb alarmiert die Gongshang Shibao, Hausblatt des Industrie- und Handelsverbandes. Die Energieversorgung hält mit dem Wirtschaftswachstum nicht Schritt. 2003 soll der Stromverbrauch um 15 Prozent und 2004 um elf Prozent steigen, während das Nationalprodukt nur um 8,5 Prozent wächst. Ostchinas Boomprovinzen Jiangsu und Zhejiang melden einen Fehlbestand von je 4000 bis 5000 Megawatt Strom an.