URBS & CUTEX Peace Talks! (Soul Seduction) Die beiden HipHop-Romantiker Urbs und Cutex gelten als "Vienna's best kept secret". Peace Talks! könnte und sollte das endlich ändern, sucht und findet HipHop hier doch seine Wahrheit im Soul und Funk statt in Machoismen oder ödem Lounge. Zu superlässigen Loops, die sich mit großen Vorbildern wie A Tribe Called Quest aus der HipHop-Lieblingszeit der beiden locker messen können, addieren David Schuller und Paul Nawrata Scratches und exzellente Vocals nicht eitel, sondern platzieren sie als intelligente und zu jeder Zeit gefühlvolle Höhepunkte. Ein Album für Lovers und solche, die es werden wollen. Einen Hänger wird man darauf vergeblich suchen, und wenn die beiden auch nur etwa 99,7 Prozent von DJ DSLs Live-Qualität erreichen - das beste heimische HipHop-Album seit 100 Jahren heißt definitiv Peace Talks!

THE FALL
The War Against Intelligence - The Fontana Years
(Universal)
Dieses Album bietet 18 Songs aus einer zu Unrecht weniger beachteten Phase der Band um den britischen Zyniker Mark E. Smith, der in dieser Zeit, Anfang der 90er-Jahre, seine Version des um sich abzeichnenden "Madchester"-Wahnsinns formulierte - und damit nicht selten bessere Ergebnisse als wesentliche Hauptdarsteller dieser Epoche erzielte. Smith sitzt missmutig in einem Winkel des Hacienda-Clubs, verspottet die Ecstasy-Kinder, spuckt ihnen vor die Tanzlatschen und nennt das sich ihm bietende Schauspiel einen "Krieg gegen die Intelligenz": Hören Sie große Popsongs wie Blood Outta Stone, Popcorn Double Feature oder das zeitlose Titelstück dieser Kompilation - und den guten Rest.

PRIMAL SCREAM
Dirty Hits
(Sony)
Primal Scream, die Band um den ehemaligen Standtrommler von The Jesus & Mary Chain, Bobby Gillespie, hält auf Dirty Hits ebenfalls Rückschau auf eine bewegte Karriere zwischen traditionalistischem Gitarren-Pop, Rave sowie Big-Beat-Blödheiten und beginnt diese mit dem programmatisch Loaded betitelten Song von ihrem Meisterwerk Screamadelica aus 1991. Jenem Album, das zusammen mit dem im selben Jahr erschienen Nevermind von Nirvana für die nachhaltigste Zäsur im Pop dieser Zeit sorgte. Bis auf entbehrliche, weil gefühllose Titel wie Swastika Eyes und Kill All Hippies ein erlesen zusammengestelltes Album, das auch das Duett von Gillespie mit Kate Moss beinhaltet: Some Velvet Morning. Jenen Song, in dessen Originalversion Lee Hazlewood Nancy Sinatra verspricht, eines Tages ihr "Gate" zu öffnen. Spätestens hier erklärt sich das Wort "Dirty" im Titel wie von selbst.

MARK LANEGAN BAND Here Comes That Weird Chill (Musica) Der frühere Frontmann der gleichermaßen famosen wie unterschätzten Grunger Screaming Trees, deren bei weitem bestes Album Dust in jede gepflegte Plattensammlung gehört, veröffentlicht einen Appetizer auf sein im Februar folgendes Album. Acht Songs im rauen Einzugsgebiet des Existenzialisten-Blues sind es, die der geringfügig als Sänger bei den Queens Of The Stone Age beschäftigte Lanegan hier kredenzt. Unterstützung erfährt er dabei von Queens-Freunden Josh Homme, Nick Oliveri, dem früheren Afghan-Wigs-Sänger Greg Dulli, Chris Goss von den Masters Of Reality und einem gewissen Dean Ween. Noch Fragen? (DER STANDARD, Printausgabe, 12.12.2003)