Hamburg - Die Verachtung von Minderheiten in Deutschland
nimmt zu. Das Syndrom der "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit"
sei auf dem Vormarsch, sagte der Bielefelder Sozialwissenschafter
Wilhelm Heitmeyer in einem Interview der am Donnerstag erscheinenden
"Zeit". Seine jüngste Langzeitstudie unter 3.000 Menschen habe
ergeben, dass immer mehr Menschen Obdachlosen, Bettlern,
Sozialhilfeempfängern und Migranten mit Herablassung begegnen.
Dies stehe in einem erkennbaren Zusammenhang mit Erfahrungen wie
Arbeitslosigkeit, der Furcht vor dem Verlust sozialer Anerkennung und
einem schwindenden Vertrauen in die Demokratie, sagte Heitmeyer.
Nach seinen Erkenntnissen sind fast 70 Prozent der Bevölkerung
darüber verärgert, "dass den Deutschen auch heute noch die Verbrechen
an den Juden vorgehalten werden". 90 Prozent stimmten der Aussage zu,
dass die politischen Eliten vor allem am eigenen Vorteil interessiert
sind.
Ebenfalls 90 Prozent halten die Parteien für unfähig, schwierige
Probleme zu lösen. Zugleich meinten aber auch 80 Prozent, dass sich
die Bürger zu wenig in der Politik engagieren. Die vollständige
Studie soll am Donnerstag in Berlin vorgestellt werden. (APA)