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Letzte Proben für 'Bambiland' von Elfriede Jelinek in der Regie von Christoph Schlingensief

FOTO: APA/CHRISTIAN BRACHWITZ
Wien – "Meinen Dank an Aischylos und die Perser , übersetzt von Oskar Werner. Von mir aus können Sie auch noch eine Prise Nietzsche nehmen. Der Rest ist aber auch nicht von mir. Er ist von schlechten Eltern. Er ist von den Medien." Knapp und lakonisch umreißt die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek ihr neues Stück Bambiland , das sie Ende März dieses Jahres, unter dem Eindruck der Medien-Kriegs-Gewitter im Irak, binnen weniger Tage quasi direkt ins Internet auf ihre Homepage stellte.

Es ist, einmal mehr, ein gewaltiger Sprech- und Sprachsteinbruch geworden, der für Inszenierungen alles offen lässt: Rollenzuschreibungen etwa (wenn man unbedingt welche will). Keinen Zweifel ließ Jelinek an ihrer Präferenz für den Regisseur, der die Uraufführung am Burgtheater gestalten sollte: Christoph Schlingensief, seit seiner kontroversiellen Container-Aktion Ausländer raus bei den Wiener Festwochen im Jahr 2000 nicht mehr in Österreich engagiert, feiert mit Bambiland am Freitagabend, sein Burg-Debüt – und der Anfang könnte, wenn es nach einem STANDARD-Gespräch mit ihm geht, so aussehen:

"... und dann geh ich weg, und dann geht das Licht wieder an, das bleibt so fünf bis zehn Minuten an, dass man so denkt, was ist denn jetzt, und dann komm ich wieder raus, hab' so eine Phettberg-Perücke auf, so lockig runterhängendes Haar, den Mantel vollgestopft, und brülle: ELFRIEDE JELINEK HAT EIN STÜCK GESCHRIEBEN! BAMBILAND. GUTE UNTERHALTUNG! FILM AB! Der Film geht los, ich setz' mich rechts hin, und dann beginnt aus ATTA ATTA die Filmsportgruppe Schlingensief: Aktionsfilmer in der Tradition von Günter Brus, Otto Mühl und Klaus Bachler. WIR WOLLEN MIT UNSEREN FILMEN ETWAS VERÄNDERN, hoffen, dass die Kassette genommen wird, HABEN SCHON AUF DIE ÖSTERREICHISCHE FLAGGE GEKACKT, wollen groß rauskommen, WIR HABEN SCHON ALLES HINTER UNS, wollen am Ball bleiben."

In dieses mit vielen Ängsten besetzte Geflecht aus Sprache, Krieg, Film und Familie hinein wird diesmal auch DER STANDARD aktiv und gibt Jelineks Text quasi den Medien zurück: In der Wochenendausgabe erscheint ein Sonder-ALBUM Bambiland, grafisch gestaltet von Heimo Zobernig inklusive einer "Seite Fear" in Plakatgröße ... (cp/ DER STANDARD, Printausgabe, 12.12.2003)