Klagenfurt nimmt neuen Anlauf für das lang geplante Kongresszentrum. Die Befürworter sehen dadurch Impulse für die gesamte Region. Die Gegner fürchten um den Naturschutz.

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Klagenfurt - 30 Jahre lang diskutiert man nun schon über ein Kongresszentrum für Klagenfurt. Immer dann, wenn es an die Realisierung ging, scheiterte das Projekt an politischen Querelen. Nun gibt es wieder einen Anlauf - und neuerlich Streit. Einerseits über den Standort und andererseits über die Kosten für die finanzmarode Landeshauptstadt, die auch noch ein EM-Stadion, sowie ein Mega-Einkaufszentrum errichten will.

Diesmal hat man als Investor die Hypo-Alpe-Adria-Bank an der Hand. Die hat allerdings ihr Engagement beim Kongresszentrum mit weiteren Wörthersee-Projekten - etwa dem Schlosshotel Velden - junktimiert. Das Kongresszentrum soll dabei wie das Schlosshotel als Leitbetrieb für die gehobene Kategorie fungieren. Eingeschlossen ist daher auch ein Viersternehotel mit 200 Zimmern. Kostenpunkt: 76 Millionen Euro.

Gelände an der Ostbucht des Wörthersees

Als Standort ist ein 16 Hektar großes Gelände an der Ostbucht des Wörthersees vorgesehen, das sich teilweise in einem sensiblen Landschaftsschutzgebiet befindet, dem so genannten Lendspitz. Von den Klagenfurter Grünen gibt es daher heftigen Widerstand gegen den "Koloss" am Wörthersee.

Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher (VP) widerspricht: "Es gibt noch nicht einmal einen Plan, aber man spricht von einem Koloss. Da geht man sehr leichtfertig mit der Wahrheit um." Tatsächlich existiert noch kein konkretes Projekt. "Zuerst muss überhaupt erst eine Raumverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden", heißt es aus dem Rathaus. Auch von einer Umwidmung sei man noch meilenweit entfernt, da erst über angrenzende Grundstücke verhandelt wird. Denn das Kongress-Center soll möglichst weit weg vom eigentlichen Lendspitz in Richtung Universität und der künftigen Softwareschmiede Lake-Side Park rücken.

"Wellnessmeile"

Scheucher: "Das Kongresszentrum soll ein Frequenzbringer sowie Mittelpunkt einer neuen Freizeit- und Wellnessmeile vom Wörthersee zum Europapark inklusive Kulturgenuss auf der Klagenfurter Seebühne werden." Die Architektur müsse sich ins Landschaftsbild harmonisch einfügen. Der eigentliche Lendspitz soll dann als "Naturpark" ungetastet bleiben.

Auch bei den Vorleistungen für die Stadt (24,4 Millionen Euro plus Abgangsdeckung) werde von den Gegnern "gezielte Irreführung" betrieben. Darin seien 14,4 Millionen Landesmittel eingeschlossen, zehn Millionen bringe die Stadt an Grundstücken ein, und bei der "Abgangsdeckung" handle es sich um einen "Steuertrick". (stein, DER STANDARD Printausgabe 12.12.2003)