Jerusalem/Washington - Das Oberste Gericht in Israel hat die von der Armee angeordnete Räumung einer so genannten "wilden" jüdischen Siedlung im nördlichen Westjordanland am Donnerstag vorübergehend ausgesetzt. Es gab damit einem Einspruch von Siedlern statt und gab der Armee zwei Wochen Zeit, sich dazu zu äußern. Die israelische Gruppe Frieden jetzt hatte unlängst auf die Existenz von 103 jüdischen Siedlungen im Westjordanland verwiesen, von denen 56 seit dem Amtsantritt des israelischen Regierungschefs Ariel Sharon im März 2001 errichtet worden seien. Fünf von acht in den vergangenen Monaten abgebauten Siedlungen seien mittlerweile wieder hergestellt worden.

Israel hat sich gemäß der Roadmap des so genannten Nahost-Quartetts aus USA, UNO, EU und Russland verpflichtet, den Siedlungsbau einzustellen und die seit Sharons Amtsantritt entstandenen Siedlungen aufzulösen.

Der stellvertretende US-Nahostbeauftragte David Satterfield rief die palästinensische Autonomiebehörde auf, ihre Reformbemühungen zu verstärken. Derzeit seien die seit August blockierten Reformen "am toten Punkt angelangt". Die USA verlangen vom palästinensischen Ministerpräsidenten Ahmed Korei unter anderem, gegen die islamistischen und andere Untergrundorganisationen vorzugehen. UNO-Generalssekretär Kofi Annan stellte unterdessen während seines Besuchs in Berlin fest, dass es derzeit in Nahost ein dem Frieden zuträgliches Klima gebe.

Die israelische Armee marschierte am Abend in Jaba im nördlichen Westjordanland ein. Bei anschließenden Feuergefechten wurde nach palästinensischen Angaben ein Palästinenser verletzt. Die Zahl der bei einer umfangreichen israelischen Militäraktion in Rafah getöteten Palästinenser stieg unterdessen von fünf auf sechs, unter ihnen ein Sanitäter. Ein bei einem kriminellen Bombenanschlag in Tel Aviv verletzter Israeli erlag am Abend seinen Verletzungen. Insgesamt gab es damit drei Tote und etwa 20 Verletzte. Nach Polizeiangriffen galt der Anschlag einem bekannten Unterwelt-Boss. (APA)