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Mailand - Zum Abschluss der 9. UNO-Klimakonferenz (COP 9) in Mailand haben Umweltschützer und Politiker die russische Regierung erneut zur Ratifizierung des Kyoto-Protokolls gedrängt. Die Unterzeichnung des Abkommens werde für Russland Vorteile haben, weil damit sowohl das Wirtschaftswachstum als auch Investitionen in moderne Technik begünstigt würden, sagte etwa der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) am Freitag in Mailand.

Die Europäische Union hatte bereits am Vorabend einen Aufruf an alle Länder, die das Protokoll noch nicht ratifiziert haben, dies zu tun. Russland lehnte die Unterzeichnung weiter ab und forderte erneut Änderungen. Der russische Delegationsleiter Alexander Bedrizki habe gesagt, dass Moskau verschiedene strittige Fragen in Hinblick auf die Ratifizierung untersuche, betonte Trittin. Er sei überzeugt, dass Russland das Protokoll schlussendlich unterzeichnen werde.

Stellungnahmen der Umweltschutzorganisationen

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte Russland und die USA für ihre ablehnende Haltung. Der russische Präsident Wladimir Putin und US-Präsident George W. Bush verträten "auf egoistische Weise" und "zum Schaden der restlichen Welt" nur ihre eigenen Interessen, erklärte die Organisation. Die Fortschritte bei der elftägigen Konferenz in Norditalien seien "schrecklich langsam" gewesen.

Dagegen teilte die Umweltschutzorganisation WWF mit, Moskau untersuche die Ratifizierung des Abkommens nach eigenen Angaben. Es sei sehr wahrscheinlich, dass Russland das Protokoll "irgendwann nach der Präsidentschaftswahl im März 2004" unterzeichne, hieß es in einer Erklärung der Organisation.

EU-Appell

Zuvor hatte auch die EU einen dringenden Appell insbesondere an Russland gerichtet. Alle Länder, die noch nicht das Kyoto-Protokoll ratifiziert hätten, seien aufgerufen, dies zu tun, hieß es am späten Donnerstagabend in einer Erklärung der italienischen EU-Ratpräsidentschaft. Der russische Delegationsleiter forderte dagegen erneut Änderungen des Protokolls und kündigte weitere Verhandlungen an. Russland lehnt seit geraumer Zeit die Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls in seiner derzeitigen Form ab, weil es Einschnitte für sein Wirtschaftswachstum befürchtet.

EU-Umweltkommissarin Margot Wallström lehnte die Forderungen nach neuen Verhandlungen ab. Die in Bonn und Marrakesch getroffenen Vereinbarungen würden nicht wieder "aufgeschnürt", sagte sie. Die elftägige Konferenz, der sich an den beiden Schlusstagen die Umweltminister aus rund 80 Staaten angeschlossen hatten, sollte am Freitagabend zu Ende gehen.

Das Protokoll

Im Kyoto-Protokoll verpflichten sich die Industrieländer, bis 2012 ihre Treibhausgas-Emissionen um durchschnittlich 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Damit die Übereinkunft in Kraft treten kann, müssen ihr zumindest die Länder zugestimmt haben, die 1990 für 55 Prozent des weltweiten Kohlendioxidausstoßes verantwortlich waren. Zwar haben 120 Länder das Protokoll bisher ratifiziert, davon 29 Industriestaaten. Diese repräsentieren zusammen aber erst 44,2 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen. Nach der Absage der USA und Australiens ist eine Zustimmung Russlands damit unerlässlich.(APA)