Wien - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet nach Angaben ihres Gouverneurs Klaus Liebscher für das zu Ende gehende Geschäftsjahr 2003 einen um 700 bis 750 Mio. Euro geringeren Gewinn als 2002, also eine Halbierung.

Die Gründe dafür sind das niedrige Zinsniveau sowie die Wechselkursentwicklung (niedriger Dollarkurs), außerdem sind heuer keine Goldbestände verkauft worden. Entsprechend wird auch nur halb so viel Gewinn an den Bund abgeführt.

Im Geschäftsjahr 2002 hatte die OeNB nur einen leichten Gewinnrückgang verbucht, lag damit noch besser als die meisten anderen Euro-Notenbanken. Das Geschäftliche Ergebnis lag im Vorjahr mit 1,515 Mrd. Euro um 127 Mio. Euro unter dem Wert von 2001 (1,641 Mrd. Euro). Insgesamt erhielt der Hälfte-Aktionär Bund für 2002 rund 1,415 Mrd. Euro (Gewinnanteil und KÖSt) und damit 93,4 Prozent des Geschäftsergebnisses.

Gewinnwarnung

Die voraussichtliche Halbierung des Notenbank-Ergebnisses im heurigen Jahr hatte Liebscher bereits im Mai d.J. bei der Bilanzpressekonferenz für 2002 prognostiziert. "Wir sind nicht börsenotiert, aber ich halte mich auch an Gewinnwarnungen", so Liebscher am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Im Jahr 2002 war der OeNB-Gewinn nur um 8 Prozent zurückgegangen, während damals bereits die Deutsche Bundesbank eine Gewinnhalbierung und die Banque de France einen 75-prozentigen Ergebnisrückgang verzeichneten. "Das ist also ein internationaler Trend", und kein OeNB-Spezifikum.

Rationalisierungsprogramm

Die OeNB sei weiter dabei, aufwandseitig einzusparen. "Seit Jahren fahren wir ein Rationalisierungsprogramm", auch 2003 würden die Aufwendungen sinken. Damit könne man natürlich nicht 700 Mio. Euro kompensieren, führte Liebscher aus.

Zu Beteiligungsverkäufen zur Ergebnisverbesserung gibt sich Liebscher äußerst verhalten, "warum soll man gut gehende Beteiligungen verkaufen". Die OeNB sei mit ihren rund 950 Mitarbeitern eine der kleinsten und schlanksten in Europa, man habe damit nicht das Problem anderer Notenbanken, die Tausende Beschäftigte haben. (APA)