Dieser Einblick in ein Medium, über dessen Geschichte sowohl Künstler als auch Publikum einen "geringen Wissensstand" haben, war Mumok-Direktor Edelbert Köb "schon lange ein Anliegen" und ist in Umfang, "aber leider auch in den finanziellen Anforderungen" das ambitionierteste Projekt seit dem MQ-Einzug. Das Mumok hat sich der "unheimlichen technischen Herausforderung" gestellt, "filmische Installationen im Dauerbetrieb" zu zeigen, so Michalka. Köbs graues Haus präsentiert sich innen in "völlig verändertem Zustand": Aus abgedunkelten Räumen surrt und flimmert es über insgesamt vier Ebenen. Die Exponate korrespondieren "mehr als mit dem herkömmlichen narrativen Kino mit der Bildenden Kunst, mit Malerei, Bildhauerei und Performance", so Köb. An der Ausstellungsgestaltung haben einige der Künstler selber mitgearbeitet, im Jänner werden Live-Veranstaltungen die Schau ergänzen.
Aufbau
Die konzeptuell dreigeteilte Schau widmet sich im Bereich "Happening, Fluxus, Pop" der "Befreiung der Sinne" sowie neuen Formen der Wahrnehmung und Publikums-Partizipation. "My Mind Split Open", war die Reaktion von so manchem Besucher bei Andy Warhols "Exploding Plastic Inevitable", bei dem unzählige Film- und Dia-Projektoren, Stroboskope, Scheinwerfer, Discokugeln und die ohrenbetäubend lauten Klänge von Velvet Underground die Anwesenden bis an die psychischen Grenzen trieb. Warhol ist in der Schau eine eigene Ebene gewidmet.
Der zweite Bereich der Ausstellung behandelt den strukturellen Film, der sich den apparativen und materiellen Grundlagen der Filmproduktion sowie der politischen Bearbeitung des medialen Bildes widmet, das dritte inhaltliche Feld setzte sich mit der Neuinterpretation von visueller, körperlicher und sozialer Wahrnehmung auseinander.
"Betrachteraktivierung"
"Betrachteraktivierung" erfuhr im "Kriegskunstfeldzug" (1968) von Valie Export und Peter Weibel eine neue Bedeutung, u. a. bei der "Publikumsauspeitschung" oder dem Werfen von Stacheldrahtbällen. Bei Hans Scheugls "Der Voyeur" aus dem selben Jahr wird ein Pornofilm projiziert - allerdings so klein, dass Interessierte vor versammeltem Publikum auf die Bühne hinaufmüssen, um nah an der Leinwand zusehen zu können. In den öffentlichen Raum projizierte "Straßenfilme" (wie etwa Wolf Vostells "Notstandsbordstein", 1969) oder neue Formen der Filmmaterialverwendung und der Beziehung zwischen Projektor, Leinwand und Film, inhaltliche Kritik oder antiillusionistische Zugangsweisen auf die filmische Erzählstruktur finden sich in der Schau, die für einen einzigen Besuch bei weitem zu umfangreich ist.