Telekom
Telekom Austria: Mit Regulierung keine Netzwerkinnovation
Fischer fordert Masterplan für Breitbandausbau - Ein Drittel der Unternehmen kennt Breitband-Internet nicht
Die börsenotierte Telekom Austria (TA)
arbeitet an
der nächsten Netzwerkgeneration NGN (Next Generation Network), die in
den nächsten fünf Jahren breitbandige Dienste wie Videotelefonie
ermöglichen soll. Das Netz werde aber nur dann gebaut, wenn es für
die dadurch möglichen Dienste einen regulierungsfreien Raum gebe,
warnte am Freitag TA-Vorstand Rudolf Fischer vor
Journalisten. Andernfalls würden sich die Investitionen "in das
größte Technologieprojekt der 2. Republik" nicht rechnen.
Planlos
Fischer forderte zudem einen "Masterplan" für den
Internet-Breitbandausbau in Österreich. Schließlich mache es keinen
Sinn, einen Förder-Wildwuchs zu betreiben. "Wenn wir alle Miteinander
alle 5 Minuten einen neue Kinette graben, dann ist das absoluter
Schwachsinn", findet der TA-Vorstand. Er verweist auf Südkorea, das
einen derartigen Plan seit 1996 habe und dadurch im internationalen
Technologie-Ranking des World Economic Forum auf Platz 6 vorrücken
konnte. Österreich liegt hier nur auf dem blamablen 27. Platz, hinter
den EU-Erweiterungsländern Estland, Malta, Slowenien und Lettland.
Fischer schlug unter anderem vor, in der Bauordnung einen
verpflichtenden Passus für die Ausstattung von Neubauten mit
Glasfaserinfrastruktur hinein zu schreiben.
Das nächste Jahr steht bei der TA laut Fischer im Zeichen des
Ausbau des Zugangsgeschäftes, besonders in ländlichen Gebieten mit
Versorgungslücken. Eine Erhöhung der ADSL-Geschwindikeit kann sich
Fischer vorstellen, konkrete Zahlen und einen Zeitpunkt dafür nannte
er nicht. Es gebe aber Überlegungen, für AON-TV-Nutzer erheblich zu
beschleunigen. Fischer: "Schließlich haben wir ja auch eine
Kabel-TV-Lizenz."
Kein WLAN-Freund
Wenig hält Fischer von drahtlosen lokalen Netzwerken (WLan),
diese seien für die TA "keine zielführende, langfristige Strategie".
Mehr erwartet sich Fischer vom Zusammenwachsen von Internet und TV
und von visuellen Services, wie Videotelefonie, das nach seiner
Einschätzung in 3 bis 4 Jahren Standard sein soll.
Bis dahin gilt es aber noch jede Menge Aufklärungsarbeit zu
leisten, schließlich können laut einer Fessel-GfK-Studie ein Drittel
aller Klein- und Mittelbetriebe (KMU) mit dem Wort Internet-Breitband
nichts anfangen. Gleichzeitig nutzen 45 Prozent der KMUs einen
Breitbandzugang, was um 10 Prozent mehr sei als 2002 sei. Den größten
Zuwachs verzeichnete demnach die Steiermark mit 22 Prozent. 16
Prozent der Haushalte verfügen über Breitband, klar in Führung liegen
Wien und Vorarlberg. Theoretisch könnten derzeit knapp 85 Prozent der
Haushalte mit Breitband ausgestattet werden. Europaweit liegt
Österreich europaweit auf Platz 5 bei der Breitbanddurchdringung.
Kompetenz
Erhebliche Wissenslücken sieht die Umfrage aber nicht nur bei den
Betrieben, auch viele Bürgermeister dürften sich noch nicht intensiv
mit dem Internet auseinander gesetzt haben. Nur 5 Prozent der 307
befragten Bürgermeister sieht im Breitband einen wichtigen
Standortfaktor.
Führend beim Breitbandausbau in Europa seien Belgien und die
Niederlande, wobei insbesondere Belgien von einem dichten Kabelnetz
profitiere, so Fischer. In Österreich teilt sich der Breitbandmarkt
in 61 Prozent Kabelnutzer und 39 Prozent ADSL-Anwender. 80 Prozent
der ADSL-Kunden sind laut Fischer bei der TA beheimatet. Derzeit
installiere die Telekom rund 2.500 ADSL-Anschlüsse pro Woche, wobei
nur 30 Prozent davon von den Kunden selbst eingerichtet würden.
Insbesondere die günstigen Einsteigerpakete hätten den Markt noch
einmal beschleunigt.
(APA)