Wien - Die Umstrukturierung der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) sorgt bei ihren wissenschaftlichen Instituten weiter für Aufregung.

Nicht nur geistes- und sozialwissenschaftliche Einrichtungen wie das Institut für historische Sozialwissenschaft (DER STANDARD hat berichtet) fürchten um ihre Existenz. Auch der Leiter des Wiener Boltzmann-Instituts für Rheumatologie, Hans Bröll, ist besorgt. "Natürlich muss man um das Institut Angst haben. Wir versuchen gerade ein Szenario zu finden, das uns das Überleben sichert", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Prinzipiell sei eine Umstrukturierung der LBG "schon eine sinnvolle Angelegenheit", doch müssten funktionierende Einrichtungen "eine Chance auf Weiterbestand haben. Und das ist meiner Ansicht nach noch nicht gegeben."

Die Reform der LBG ist rigoros: Alle rund 135 Boltzmann-Institute müssen sich ab 2004 an einer Neuausschreibung und Evaluierung beteiligen, um (ab 2005) weiter bestehen zu können. Künftig sollen alle Institute einen hauptberuflichen Leiter haben, über eine Mindestmitarbeiteranzahl von zehn bis 15 Personen verfügen und für maximal sieben Jahre eingerichtet sein.

Frage der Größe

"Wissenschaftliches Format ist nicht an Institutsgrößen festzumachen", ärgert sich die Wissenschaftssprecherin der Wiener Grünen, Claudia Sommer-Smolik. Sie forderte am Freitag, dass der Wiener Finanzstadtrat Sepp Rieder "seiner Verantwortung nachkommen soll". Die Stadt solle ihre zukünftigen Subventionen davon abhängig machen, ob im weiteren Prozess der Neuorganisation für Transparenz und Beteiligung gesorgt wird.

Eines schloss man am Freitag im Büro des Wiener Finanzstadtrates schon dezitiert aus: "Eine Art Ausfallshaftung kann man nicht machen. Das wäre dann eine Ungleichbehandlung anderer Forschungsinstitutionen." (pm/DER STANDARD, Printausgabe, 13.12.2003)