Seit Monaten musste sich die US-Armee mit einer gesichtslos-diffusen Schattenarmee herumschlagen - und angesichts der Opfer, die die Untergrundaktionen dieser Armee tagtäglich forderten, wirkten die Erfolgsbehauptungen von Bush, Rumsfeld, Bremer usf. immer schaler und abgedroschener.
Sieger und Verlierer
Mit der Festnahme Saddams lässt sich das Postulat von der erfolgreichen US-Militäraktion im Irak nun mit einem Mal konkret und sinnfällig festmachen. Darüber hinaus haben alle Begleitumstände der Saddam-Verhaftung den Vorteil, dass sie den Archetypen eines kollektiven amerikanischen Denkens und Fühlens entgegen kommen: Bush gegen Saddam, das war ein Kampf zwischen Gut und Böse, ein Kampf zwischen zwei Männern, der mit einer klaren Rollenverteilung von Sieger und Verlierer endet.
Bush hat mit Karl Rove einen Wahlkampfstrategen in seinem Team, der in der Kunst, die Medien für die eigenen Zwecke einzuspannen, bewandert ist wie kaum ein zweiter (Bush in Kampfuniform auf der "Abraham Lincoln", Truthahnessen in Bagdad usw.). Man braucht wenig Fantasie, um sich auszumalen, was er im Präsidentenwahlkampf des kommenden Jahres aus einer solchen Vorgabe machen wird: In Bambiland ist ein Medienfeuerwerk ohnegleichen angesagt.
Selbst wenn sich an der irakischen Widerstandsfront nach der Festnahme Saddams wenig oder gar nichts ändern sollte - die Bilder des gefangenen Diktators wird den Bush-Werbestrategen niemand mehr nehmen können. Daneben wird selbst die Freude des Pentagons und der amerikanischen Geheimdienste verblassen, die mit Saddam, je nachdem, wie kooperativ er sich zeigt, eine überaus wertvolle Erkenntnisquelle gewonnen haben könnten.
Geschrumpfte Chancen