"Ein von Computern animierter Mozart wird noch längere Zeit keine Klavierstunde geben können", sagt Hubert Steinhardt. Obwohl: Auch das könne in ein paar Jahren durchaus möglich sein. Was es indes schon bald geben wird, ist ein Buch mit virtuellen, dreidimensionalen Figuren, die Mozart und seiner Familie täuschend ähnlich sehen werden. "Magic Mozart Book" heißt das viel versprechende Projekt, an dem Steinhardts Datenverarbeitungsfirma Econ ein halbes Jahr lang getüftelt hat. Soeben haben die Softwarebastler den diesjährigen Creative Industries Wettbewerb des Zentrums für Innovation und Technologie (ZIT) gewonnen.
Im Herbst 2004 soll das Zauberbuch auf den Markt kommen. "Es funktioniert prinzipiell wie ein herkömmliches aufklappbares Bilderbuch, bei dem sich verborgene Papierkulissen und Figuren aufrichten", erklärt der 33-jährige Geschäftsführer. "Aber wir erzeugen jetzt einen virtuellen 3-D-Raum, in dem computeranimierte Figuren agieren werden."
Das Buch wird wie ein gewöhnliches Bilderbuch aussehen: Auf rund 30 Seiten werden Facetten aus Mozarts Leben erzählt, Grundregeln zur Komposition werden anhand bekannter Stücke wie der "Kleinen Nachtmusik" und "Der Zauberflöte" erklärt. "Man kann es auch nur lesen", beruhigt Steinhardt die Technologieskeptiker.
Virtuell wird die Sache, wenn man die mitgelieferte Datenbrille aufsetzt: Dann nehmen die Zeichnungen ihre 3-D-animierte Gestalt an, Mozart und Co können Sätze sagen, mit ihren Instrumenten Melodien spielen und sogar innerhalb der virtuellen Umgebung bewegt werden.
Figuren in Bewegung
Augmented Reality (Erweiterte Realität) nennt sich die Technologie, mit deren Hilfe computeranimierte Figuren, Grafiken, Texte und Sounds auch außerhalb eines Computerbildschirms wahrnehmbar werden. Die Software, die ein gedrucktes Buch in die Sphären der Augmented Reality hebt, hat ein sechsköpfiges Team der Firma Econ entwickelt. Federführend: Dieter Schmalstieg, international anerkannter Experte für diese Technologie an der TU Wien.
Einen Namen hat das Programm noch nicht. "Man kann damit virtuelle Welten nach dem Prinzip einer Layoutsoftware herstellen", sagt Econ-Geschäftsführer Steinhardt. Die Vermittlerrolle zwischen der Software, dem User und der Außenwelt - in diesem Fall ein Buch - nimmt die Datenbrille ein: Die Figuren und Noten sind auf dem Papier mit grafischen Codes unterlegt, via Datenbrille erkennt die Software diese Merkmale und setzt die programmierten Schritte in Gang - etwa, dass eine Figur, die als Mozart definiert ist, zu einem Zeichen, das ein Klavier darstellt, flitzen soll und ein paar Takte zu spielen hat.
Für den Betrachter entsteht durch die Datenbrille die Illusion einer Bewegung im dreidimensionalen Raum, die Musik und den Text hört man über den Computerlautsprecher. "Die Anwendungsmöglichkeiten sind unbegrenzt", schwärmt Steinhardt und sieht in Gedanken eigentlich schon neuartige Schulbücher entstehen, "die den Lehrstoff greifbar, verständlich und unterhaltsam vor Augen führen".