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Foto: Reuters/Gray
London/Trento - Unser Gehirn sieht unsere Schatten instinktiv als Erweiterungen unserer Körper. Studienteilnehmer reagierten auf Reize in der Nähe des Schattens einer Hand, als ob dieser Reiz die Hand selbst beträfe. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Wissenschaftler Francesco Pavani von der Royal Holloway University of London und Umberto Castiello von der Università degli Studi di Trento gekommen.

Der Versuch

Es war bekannt, dass Menschen bei entsprechendem Training eine mentale Verbindung mit einem falschen Körperglied oder Körperteil aufbauen können. Nicht erforscht war, ob eine ähnliche Verbindung mit etwas so Immateriellem wie einem Schatten bestehen kann. Pavani und Castiello brachten Stimulatoren an den Daumen und Zeigefingern von zehn Freiwilligen an und ersuchten sie mittels Fußschaltern anzugeben, wenn ein bestimmter Finger berührt wurde. Frühere Forschungen hatten gezeigt, dass ein ablenkender Lichtblitz in der Nähe eines berührten Körperteils die Reaktionszeit für diesen Test erhöht, da der Körper zwei verschiedene Inputs aus dem gleichen Gehirnbereich verarbeiten muss.

Der gleiche Effekt konnte jetzt beobachtet werden, wenn ein Licht in gleichem Abstand von beiden Händen aber sehr nahe am Schatten einer Hand aufblitzte. Die Lichtblitze nahe der Schattenhand wurden durchschnittlich innerhalb von 72 Millisekunden identifiziert, rund ein Drittel langsamer als beim Kontrollexperiment. Es zeigte sich jedoch kein signifikanter Unterschied in der Reaktionszeit, wenn der Blitz nahe einem gezeichneten Handumriss an einer anderen Position erschien. Das legt nahe, dass das Gehirn den Schatten selbst als Erweiterung des Körpers identifiziert und nicht jeden handförmigen Unriss. Die Wissenschaftler schreiben in "Nature Neuroscience", dass das Gehirn visuelle Informationen auch von unserem Schatten für die Interaktion mit der Umwelt nutzt.

Archaisches Muster

Diese Ergebnisse bestätigen die intuitive Bindung, die Menschen mit ihren Schattenkonturen empfinden, erklärte die Wissenschaftlerin Margaret Livingstone von der Harvard Medical School gegenüber dem "New Scientist". "Als Kinder haben wir alle eine instinktive Abneigung dagegen, dass andere auf unseren Schatten treten." (pte)