Der noch nicht verlautbarte Gesetzestext schreibt vor, dass die ÖBB-Schieneninfrastruktur "zweckentsprechend den betrieblichen Aufgaben der ÖBB-Infrastruktur Betrieb AG an die ÖBB-Infrastruktur Betrieb AG . . ." zu übertragen ist. Heißt: Die rund 8000 auf den Bau von Gleisen, Stellwerken und Bahnhöfen spezialisierten Bauausführenden müssen von der neuen Infrastruktur-Bau-AG (Infra-Bau) übernommen werden.
Freude ist eine endend wollende
Das war nicht immer so geplant, weshalb die Freude darüber vor allem bei den künftigen Infra-Bau-Chefs, Josef Moser (Ex-FPÖ-Klubdirektor, derzeit HL-AG-Chef) und Gilbert Trattner (ehemals FPÖ-Bundesgeschäftsführer, jetzt Schig-Finanzchef), eine enden wollende sein dürfte. Die beiden hatten sich lange erfolgreich gegen die Zuteilung der Bauarbeiter aus den Reihen der 47.000 Eisenbahner gewehrt - und damit unter anderem den Streik provoziert.
Nach FPÖ-Vorstellungen sollte die Infra-Bau eine schlanke, aus Hochleistungs-Strecken AG (HL-AG), Schienenfinanzierungsgesellschaft (Schig) sowie ÖBB-Planung und -Engineering bestehende Bauträger- und finanzierungsgesellschaft mit ein paar Hundert Beschäftigten sein. Der große Rest des Baupersonals sollte im Infra-Betrieb bleiben, dort - weil ohne sinnvolle Beschäftigung - für extremen Kostendruck sorgen und daher bis 2010 abgebaut werden.
Streikresultat
Daraus wird jetzt wohl nichts, denn es kam auf Druck des ÖBB-Streiks am 14. November anders, heißt es im Verkehrsministerium. Vizekanzler Hubert Gorbach habe erkannt, dass ein Verbleib der rund 8000 ÖBB-Bauarbeiter den schwachbrüstigen (weil auf staatliche Zuschüsse angewiesenen) Infra-Betrieb bald in den finanziellen Ruin treiben würde. Außerdem resultierten daraus auch vergaberechtliche Probleme.
Apropos Vergaberecht: Von diesem ist die ÖBB neu befreit. Und zwar dann, wenn die Infra-Bau für ihre "Schwester" Infra-Betrieb Planungs- und Baumaßnahmen durchführt. Für diese Auftragsvergaben gilt das Bundesvergabegesetz nicht - eine Regelung, die Rechtsexperten als "gewagt" bezeichnen. Ob die Ausnahme hält, hänge vom neuen EU-Vergaberecht ab.
Abgabenpflicht
Programmiert ist auch ein Rechtsstreit um die Abgabenpflicht der ÖBB. Auch diese wurde via Gesetz ausgesetzt. Die neuen und alten ÖBB-Gesellschaften müssen die für den Konzernumbau notwendigen Gründungs-, Umgründungs-, Verschmelzungs- und Umwandlungsverträge nämlich nicht vergebühren.