Port-au-Prince - Aus Protest gegen die brutale
Unterdrückung der Studentendemonstrationen in Haiti ist die
Tourismusministerin des Landes, Martine Deverson, am Dienstag
zurückgetreten. Es ist der zweite Rücktritt eines Kabinettsmitglieds
innerhalb einer Woche, nachdem in der vorigen Woche bereits
Erziehungsministerin Marie Carmel Paul Austin ihr Amt niedergelegt
hatte. Wie Rundfunksender weiter berichteten, legte am Dienstag ein
Generalstreik gegen Präsident Jean-Bertrand Aristide Teile von Handel
und Verkehr lahm.
Die Opposition fordert seit langem den Rücktritt Aristides, dessen
Wahl für eine zweite Amtszeit vor drei Jahren bereits von
Betrugsvorwürfen überschattet war. Am 5. Dezember waren Polizei und
Mitglieder der Aristide nahestehenden Volksorganisationen brutal
gegen demonstrierende Studenten vorgegangen. Weitere Proteste, die
abermals von den Sicherheitskräften unterdrückt wurden, waren die
Folge. Aristide ließ am Dienstag, von den Protesten unbeeindruckt,
den 13. Jahrestag seines ersten Wahlsieges im Jahr 1990 feiern.
Rücktrittsschreiben
Außer den beiden Ministerinnen sowie einem hohen Beamten des
Gesundheitsministerium legte auch der haitianische Botschafter in
Santo Domingo, Guy Alexandre, ein langjähriger politischer
Weggefährte Aristides, seinen Posten nieder. In seinem am Dienstag
bekannt gewordenen Rücktrittssschreiben bezeichnete er die
Unterdrückung der Studenten als nicht hinnehmbar.
Aristide wirft der Opposition vor, sie wolle die Feiern zum 200.
Jahrestag der Unabhängigkeit der Karibikrepublik stören. Haiti hatte
am 1804 als erstes Land Lateinamerikas seine Selbstständigkeit
erlangt. In der Stadt Gonaives, wo am 1. Jänner die zentralen Feiern
stattfinden sollen, hatte es in den vergangenen Wochen ebenfalls
blutige Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und
Aristide-Gegnern gegeben. (APA/dpa)