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Wien - Die Umweltschutzorganisation Global 2000 fordert eine "radikale Neuorientierung der Forschungspolitik in Sachen Gentechnik". Mit einer fünf Meter großen Gen-Paradeiser protestierten Aktivisten am Dienstag gegen eine "verfehlte Forschungspolitik des Wissenschaftsministeriums".

"Es kann nicht angehen, dass die Regierung Steuergelder für Forschung mit Genpflanzen verpulvert, die keiner haben will und keiner braucht. Es darf keine staatliche Förderung für die Entwicklung von Genpflanzen und -food geben", so Werner Müller von Global 2000. Ministerin Elisabeth Gehrer (V) müsse unabhängige und kritische Risikoforschung im Bereich Gentechnik fördern. "Speziell Langzeitfolgen für die Gesundheit und die Umwelt stellen bis heute einen blinden Fleck dar", warnte Müller.

Der Esstisch darf nicht zum Versuchslabor werden

Darüber hinaus müsste sichergestellt sein, dass Wissenschafter mit Profitinteressen bei transgenen Pflanzen von der Risikoforschung generell ausgeschlossen werden. Der Esstisch des Endverbrauchers dürfe nicht zum ausgelagerten Versuchslabor der Gen-Industrie werden, so Global 2000.

Beispiel "einer völlig fehlgeleiteten Forschungspolitik" sei die Entwicklung der so genannten Gen-Marille. "Auf Grund einer Fehleinschätzung wurden für das Projekt mehrere Millionen Euro verpulvert. Ausgangspunkt war die von den universitären Genforschern völlig überzeichnete Bedrohung der Marillenbäume durch den angeblich unbesiegbaren Sharka-Virus", berichtete Global 2000. "Nichts von diesen Behauptungen entspricht der Wahrheit, betonte Müller.

Boku-Gentechniker wehren sich gegen Vorwürfe

Vertreter des Instituts für Angewandte Mikrobiologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien weisen die Vorwürfe zurück, wonach die am Institut durchgeführten Forschungen an gentechnisch veränderten Marillen Zeichen "einer völlig fehlgeleiteten Forschungspolitik" seien. Das Forschungsvorhaben trage dazu bei, sowohl Chancen als auch Risiken der Gentechnik abzuschätzen, betonte Projektleiterin Margit Laimer.

Ihr Projekt sei Sicherheitsforschung - genau wie sie von Global 2000 eingefordert werde, betonte Laimer. Es würden langfristige Auswirkungen transgener Organismen auf die Umwelt untersucht. Dabei garantiere öffentliche Finanzierung Unabhängigkeit, so Laimer.

Sharka-Forschung für die Praxis von Bedeutung

Institutsvorstand Hermann Katinger und Laimer weisen auch Aussagen von "Global 2000" zurück, wonach die Bedeutung des Sharka-Virus, gegen das die Marillenpflanzen im Projekt mit gentechnischen Methoden unempfindlich gemacht werden, "völlig überzeichnet" werde. Das Virus sei auch in österreichischen Steinobst-Anbaugebieten verbreitet und richte dort "beträchtliche Schäden" an.

Die Wissenschafter betonen, dass sie keinen kommerziellen Nutzen - etwa durch die Patentierung ihrer Eingriffe - aus dem Projekt ziehen möchten. Dies sei zu keiner Zeit beabsichtigt gewesen und auch gar nicht möglich, da die fragliche Gensequenz bereits im Jahr 1992 veröffentlicht worden sei. (APA)