Stockholm/Ankara - Der inhaftierte irakische Ex-Staatschef Saddam Hussein streitet bisher nach einem US-Zeitungsbericht eine Beteiligung an Anschlägen und die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak ab. Es werde wohl noch Wochen oder Monate dauern, bis Saddam Hussein "aufrichtige" Auskunft gebe, zitierte die "New York Times" am Dienstag anonyme US-Vertreter. Seit seiner Festnahme am Samstag werde der frühere Machthaber an einem unbekannten Ort von Vertretern des US-Zentralkommandos sowie der Geheimdienste CIA und DIA verhört.

Da Saddam nur wenig Widerstand gegen die Befragung gezeigt habe, sei er gleich zu wesentlichen Punkten befragt worden. Physisch und mental habe er ermüdet gewirkt. Ein ranghoher US-Vertreter sagte, Saddam Hussein habe "keinerlei Anstalten gemacht, beim Erlangen neuer Informationen hilfreich zu sein". Er fügte hinzu: "Das haben wir erwartet." In den Verhören geht es den US-Ermittlern laut "New York Times" auch um Informationen über die andauernden Angriffe im Irak und um Angaben, mit deren Hilfe weitere Anschläge verhindert werden könnten.

Ein weiterer US-Vertreter sagte der "New York Times", dem früheren irakischen Präsidenten würden alle Rechte von Kriegsgefangenen nach der Genfer Konvention gewährt. Dieser Status könnte sich jedoch ändern, wenn sich herausstelle, dass Saddam Hussein nach dem Ende der Hauptkampfhandlungen in Irak am 1. Mai an Angriffen auf nicht-militärische Ziele beteiligt gewesen sei.

Schweden würde ihn nehmen

Saddam Hussein könnte eine Haftstrafe nach einer Verurteilung in Schweden absitzen. "Wenn wir ihn nehmen könnten, würden wir es tun", sagte der schwedische Ministerpräsident Göran Persson der schwedischen Tageszeitung "Svenska Dagbladet" (Dienstagsausgabe). Dies sei zwar eine "theoretische Diskussion"; sollte der frühere irakische Machthaber jedoch von einem internationalen Gericht verurteilt werden, habe Schweden "die gleiche Verpflichtung wie jeder andere auch".

Türkischer Verteidiger bietet sich an

Ein türkischer Anwalt bot sich unterdessen als Verteidiger für Saddam Hussein an. Atinc Gültekin aus der westtürkischen Stadt Izmir reichte bei der irakischen Botschaft in der Türkei einen entsprechenden Antrag ein, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi meldete. Er warf den USA vor, aus dem Prozess gegen Saddam Hussein ein "Spektakel" machen zu wollen und vertrat die Auffassung, der Ex-Staatschef müsse in seiner Heimat vor Gericht gestellt werden. Saddam Hussein müsse zudem "nach internationalem Recht und ohne politischen Druck" der Prozess gemacht werden. (APA/dpa)