Bild nicht mehr verfügbar.

Montage: derStandard.at/Fotos: Reuters/Prammer
Wien - Michael Schottenberg ist der künftige Direktor des Volkstheater Wien. Das steht fest. Nicht ganz so klar sind nach wie vor die Umstände, in welcher Form die Kulturpolitik Einfluss genommen hat. Sowohl Kunststaatssekretär Franz Morak (V) als auch Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) betonen nun auf Nachfrage, dass es vor ihrer Information durch den Vorstand der Volkstheater-Privatstiftung keinerlei Gespräche zwischen Bund und Stadt über die Besetzung des ausgeschriebenen Volkstheater-Leitungsposten gegeben habe.

Zuletzt hatte Mailath-Pokorny in einem "profil"-Interview von Gesprächen im Vorfeld berichtet, bei denen Morak gesagt habe, Andrea Eckert "käme für ihn nicht infrage". Auf Grund der bestehenden Unklarheiten hat die APA dem Kunststaatssekretär und dem Kulturstadtrat am Montag sechs kurze Fragen übermittelt und um ihre Beantwortung ersucht.


Frage: In welcher Form waren Sie oder Ihre Mitarbeiter vor der abschließenden Kontaktnahme durch den Stiftungsvorstand der Volkstheater Privatstiftung in das Findungsprocedere eingebunden?

Mailath-Pokorny: Als Kulturstadtrat von Wien habe ich unzählige Gespräche mit Theaterfachleuten zum Thema Volkstheater geführt.

* * *

Frage: In welcher Form konnte die Kulturpolitik in dem gewählten Verfahren KandidatInnen unterstützen, und wie haben Sie diese Möglichkeiten wahrgenommen?

Mailath-Pokorny: Die Volkstheater-Privatstiftung, die die Position der künstlerischen Leitung ausgeschrieben hat, war beauftragt, einen Kandidaten vorzuschlagen. Sie hat aus insgesamt 33 Bewerbungen aus dem In- und Ausland acht zu einem Hearing eingeladen. Das Ergebnis dieser Hearings wurde den beiden Subventionsgebern Bund und Stadt mitgeteilt, um deren Einverständnis einzuholen.

* * *

Frage: Wann wurde die Entscheidung des Stiftungsrates Ihnen bekannt gegeben?

Mailath-Pokorny: Nach Ende der Hearings wurde das Ergebnis den Subventionsgebern mitgeteilt

* * *

Frage: Gab es davor eine Kontaktnahme zwischen Ihnen beiden oder Staatssekretariat und Stadtratsbüro, bei der über das Verhalten der jeweilig eigenen und der anderen Seite im Fall der Kür bestimmter KandidatInnen gesprochen wurde?

Mailath-Pokorny: Nein. (daher entfielen die Antworten auf die weiteren Fragen. siehe unten)

* * *

Frage: Wenn ja, wurde die konkrete Ablehnung Andrea Eckerts oder eines anderen Kandidaten dabei geäußert - von wem und mit welchen Argumenten?

* * *

Frage: Wenn ja, in welcher Form wurde das Ergebnis dieses Gesprächs dem Stiftungsvorstand übermittelt?


Kunststaatssekretär Morak antwortete mit folgendem Statement

"Wie bereits bei der Pressekonferenz am 9.12. dargelegt wurde, basierte die Ernennung von Michael Schottenberg zum Volkstheaterdirektor auf einer Empfehlung des Stiftungsvorstandes. Der Vorsitzende des Stiftungsvorstandes, Dr. Denscher, setzte mir in einem ausführlichen Gespräch die Ergebnisse der vom Stiftungsvorstand durchgeführten Hearings auseinander und teilte mir mit, dass ein einstimmiges Votum zu Gunsten Michael Schottenbergs vorlag."

Morak weiter: "Ich konnte mich dieser Entscheidung anschließen, da sich dies mit meiner Einschätzung deckte. Michael Schottenberg besitzt aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Schauspieler, Regisseur und vor allem Theaterleiter und Intendant eine hervorragende Qualifikation für die Funktion des Direktors des Volkstheaters. Diese Einschätzung habe ich in einem Gedankenaustausch auch Herrn Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny mitgeteilt."

Zu den Vorwürfen der Einflussnahme schreibt Morak: "Die von Frau Eckert vorgebrachte Behauptung, wonach ein wie auch immer gearteter Zusammenhang zwischen der Entscheidung für die Besetzung der künstlerischen Direktion des Volkstheaters und der Subventionsbemessung seitens des Bundes bestünde, disqualifiziert sich von selbst. Ich habe umgehend klargestellt, dass es sich dabei um eine absurde Behauptung handelt. Ein Junktim im Zusammenhang mit der Bestellung irgendeines Kandidaten oder irgendeiner Kandidatin und einer in den Raum gestellten Subventionskürzung, hat es von meiner Seite zu keinem Zeitpunkt der Gespräche gegeben." (APA)