Zürich/Frankfurt - Die Aufregung über die jüngsten Aussagen des FPÖ-Spitzenpolitikers und Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider zum Irak-Krieg und zur Politik der USA und Israels findet am Freitag auch in ausländischen Zeitungen ihren Niederschlag:

"Neue Zürcher Zeitung" (NZZ):

"Die Reaktionen auf Haiders neueste Eskapade, die nach einer Phase bemerkenswerter Zurückhaltung erfolgte, waren von ungewohnter Schärfe: Sozialdemokraten und Grüne waren sich einig, dass Haiders Äußerungen dem Ansehen Österreichs Schaden zufügten, und forderten eine klare Stellungnahme Bundeskanzler Schüssels. Haider gehe offenbar die Fähigkeit ab, zwischen einem Massenmörder und einem demokratisch gewählten Präsidenten zu unterscheiden (...) Heinz Fischer, der Zweite Nationalratspräsident und voraussichtliche Kandidat der Sozialdemokraten für das Amt des Bundespräsidenten, forderte klärende Worte der Regierung. Österreich sei es Israel schuldig, deutlich zu machen, dass dies nicht die offizielle Meinung Österreichs sei. Außenministerin Ferrero-Waldner bezeichnete die Gleichsetzung Saddams mit Bush als 'völlig absurd', und der Generalsekretär der Volkspartei, Lopatka, nannte die Äußerungen 'unzulässig'. Nur die Freiheitlichen drücken sich um einen Positionsbezug. Haiders Schwester Ursula Haubner, Staatssekretärin und geschäftsführende FPÖ-Vorsitzende, stellte sich schützend hinter ihren jüngeren Bruder: Haiders Äußerungen seien vor dem Hintergrund des Kärntner Wahlkampfes 'hochgespielt und missinterpretiert' worden, sagte sie."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ):

"In der FPÖ war man alles andere als erfreut; die geschäftsführenden Vorsitzende Haubner äußerte, ihr Bruder habe einen 'besonderen, persönlichen Zugang zur arabischen Welt', seine Aussagen würden wegen des Wahlkampfs in Kärnten 'hochgespielt und missinterpretiert'. (...) Zu seinen zweimaligen Treffen mit Saddam Hussein in Bagdad sagte Haider: 'Ich bekenne mich immer zu den Dingen, die ich tue, weil ich der Überzeugung bin, dass es einen ganz anderen Weg gegeben hätte, ohne weiteres Blutvergießen im Irak einen friedlichen Wechsel der Führung herbeizuführen.' Saddams Regime habe 'nicht bedingungslos die Konfrontation' gewollt, er 'hätte den Amerikanern ihren Anteil an den Ölquellen gegeben, denn darum geht es ja in Wirklichkeit'. Haider fuhr fort: 'Im Vergleich mit anderen Diktatoren in diesem Lebensraum bis hin nach China, bis hin nach Israel, muss ich schon sagen, fällt es mir zweifelsohne sehr, sehr schwer, hier graduelle Unterschiede zu erkennen.'"

"FTD - Financial Times Deutschland":

"Es ist an der Zeit, über den österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider auch einmal etwas Positives zu sagen. Haiders Entwicklung zum Spezialisten für Speichel und Doppelgängertum zum Beispiel ist erfreulich. Selbst mitten im österreichischen Wahlkampf scheut der Kärntner keine Mühe, wenn es darum geht, die Welt darüber aufzuklären, wie es sich mit der Gefangennahme des gestürzten irakischen Diktators Saddam Hussein verhält. Ganz einfach nämlich: alles Betrug. 'Es kann sich genauso um einen seiner vielen Doppelgänger handeln', sagt er. Speichel hin, Probe her. Haider hat das nicht doppelgängerfeindlich gemeint. Er ist vielmehr ein ausgewiesener Kenner. (...) Dabei möchte Haider die Menschen nur darauf vorbereiten, dass es noch zu weiteren Gefangennahmen von Saddam kommen könnte. Jedes Mal, wenn die Umfragen von US-Präsident George W. Bush sinken, könnte ein neuer Saddam die Dinge wieder ins Lot bringen. Und wenn die Doppelgänger ausgehen, gibt es ja immer noch die plastische Chirurgie und viele Iraker mit Schnurrbart." (APA)