Istanbul - Die türkische Polizei hat Zeitungsberichten zufolge einen der Drahtzieher der von islamistischen Terroristen verübten Selbstmordanschläge von Istanbul gefasst. Der in Istanbul festgenommene Türke soll dem Terrornetzwerk von Osama bin Laden als Mittelsmann gedient und den Aufbau einer El-Kaida-Unterorganisation in der Türkei vorangetrieben haben, berichteten türkische Zeitungen am Freitag.

Auftrag zum Terror

Zusammen mit einem anderen Türken soll er den Auftrag zu den Terroraktionen persönlich in Afghanistan entgegengenommen haben. Bei der Serie von Bombenanschlägen hatten Selbstmordattentäter im November fast 60 Menschen getötet und mehr als 750 verletzt.

Selbstmordattentat wegen Polizeiermittlungen

Zwei der Istanbuler Selbstmordattentäter haben einem Zeitungsbericht zufolge den Tod gewählt, weil sie die Polizei auf ihrer Spur wussten. Die Fahrer der mit Sprengstoff präparierten Autos, die am 20. November vor dem britischen Konsulat und der britischen HSBC-Bank in Istanbul explodierten, hätten erfahren, dass sie gesucht wurden, berichtete die türkische Tageszeitung "Milliyet" am Donnerstag. Die Polizei sei im Zuge der Ermittlungen nach den Anschlägen auf zwei Synagogen in Istanbul fünf Tage zuvor auf Feridun Ugurlu und Ilyas Kuncak aufmerksam geworden, die an der Vorbereitung der Synagogen-Anschläge beteiligt waren. Nach den ersten Anschlägen hatte die Polizei beklagt, dass viele Einzelheiten der Ermittlungen in den Medien auftauchten.

"Aktive Aufgabe" vor Entdeckung

Laut "Milliyet" sagte Ugurlu nach den ersten Anschlägen, er wisse, dass die Polizei nach ihm suche und dass er nur vier bis fünf Tage Zeit habe, bis er entdeckt werde. Deshalb wolle er bei der zweiten Anschlagswelle eine "aktive Aufgabe" übernehmen. Ugurlu steuerte den mit Sprengstoff beladenen Lieferwagen in das britische Generalkonsulat; Kuncak starb, als er die Autobombe vor der HSBC-Bank zur Explosion brachte. Bei den insgesamt vier Anschlägen in Istanbul starben 62 Menschen, darunter die vier Selbstmordattentäter. Die Drahtzieher der Terrorakte werden von der türkischen Polizei in Syrien vermutet. (APA)