Seoul - Vier Monate nach dem spektakulären Selbstmord des Konzernchefs Chung Mong Hun hat der Machtkampf bei dem südkoreanischen Mischkonzern Hyundai einen neuen Höhepunkt erreicht. Acht Topmanager von Tochterunternehmen reichten am Donnerstag kollektiv ihren Rücktritt ein. Mit dem Gesuch übernahmen die Vorstandschefs und Vizevorsitzenden der Firmen die Verantwortung für die Führungskrise bei dem einst größten Familienkonzern des Landes. Der Schritt solle zur Überwindung der "derzeitigen Probleme um die Managementrechte für die Gruppe" helfen, hieß es in einer Erklärung.

Der Schritt erfolgte nach Unternehmensangaben bei einem Treffen der Firmenvorsitzenden mit der Konzernchefin Hyun Jeong Eun in Seoul. Ob die Gesuche angenommen werden, solle bei Vorstandstreffen der jeweiligen Unternehmen einzeln entschieden werden, hieß es. Von den Rücktritten betroffen sind Kernbereiche des Konzerns wie der Aufzughersteller Hyundai Elevator, das Wertpapierhaus Hyundai Securities und die Reederei Hyundai Merchant Marine.

Streit in der Gründerfamilie

Der Streit unter den Mitgliedern der Gründerfamilie war nach dem Selbstmord von Chung Mong Hun, dem früheren de-facto-Konzernchef und Sohn des verstorbenen Hyundai-Gründers Chung Ju Yung, im August ausgebrochen. Seine Witwe Hyun Jeong Eun hatte den Posten der Vorsitzenden bei Hyundai Elevator übernommen, das als Konzern-Holding gilt. Die damit verbundene Kontrolle über die Gruppe will ihr seitdem der Onkel ihres verstorbenen Mannes, Chung Sang Yung, streitig machen, der Vorsitzender des Unternehmens Kumgang Korea Chemical (KCC) ist. Über KCC und andere Firmen hatte sich Chung einen 31- prozentigen Anteil an Hyundai Elevator verschafft. Hyun und ihr freundlich gesonnene Gesellschafter halten mehr als 28 Prozent an dem Unternehmen.

Die Hyundai-Gruppe war nach der Herauslösung des größten koreanischen Autoherstellers Hyundai Motor und anderer Firmen aus dem Unternehmensverbund in den vergangenen drei Jahren spürbar geschrumpft.(APA/dpa)