So sehr ich die Einschätzung teile, reicht sie mir nicht aus. Weil es einfach nicht ausreichend ist und sein darf, die Verletzung von Menschenrechten unter strategischen Gesichtspunkten abzuhandeln. Und weil darüber hinaus damit kein Wort über die Verantwortlichkeit der jeweiligen Übermittler dieser Bilder gesagt ist.
Zerstörung des Nimbus des Diktators
Wenn die Amerikaner auf diese Weise die (strategisch durchaus notwendige) Zerstörung des Nimbus des Diktators erreichen wollen, indem sie ihn in seiner Einsamkeit und Hilflosigkeit zeigen, so ist das eine Sache. Eine ganz andere Sache ist es, wenn europäische Stationen, inklusive der ORF, derartige Bilder übernehmen und damit in Eigenverantwortlichkeit die Demontage der Menschenwürde mitbefördern.
Sensationsgeilheit
Man wird mir hoffentlich bei diesen Ausführungen nicht Mitleid oder gar eine Verteidigungsabsicht unterstellen. Aber eine zivilisierte Gesellschaft ist auch daran zu messen, wie sie mit ihren Gegnern und sogar Feinden umgeht. Die auch im ORF x-mal wiederholten Bilder Saddams waren mir schlicht zuwider. Sie waren Ausdruck von Sensationsgeilheit ohne journalistische Verantwortung und jene Zeitungen, die die Bilder übernahmen, setzten auf dasselbe Pferd.