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Wifo und IHS glauben, dass nächstes Jahr die Wirtschaft wieder in Schwung kommt.

dpa/Armin Weigel
Wien - Die dreijährige Konjunkturflaute dürfte tatsächlich vorbei sein. Die Wirtschaftsforscher prognostizieren für die beiden kommenden Jahre ein Anspringen des Wirtschaftswachstums in Österreich in einer Bandbreite von 1,7 bis 2,5 Prozent.

Allerdings steigt das Arbeitskräfteangebot kräftig, sodass trotz einer sich abzeichnenden Beschäftigungszunahme die Arbeitslosigkeit kaum sinken wird. Heuer erwartet das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Jahresdurchschnitt 239.900 Arbeitslose, im kommenden Jahr 243.500 und für 2005 nochmals rund 243.000 Betroffene.

Arbeitslosigkeit bei 7,0 Prozent

Die Arbeitslosenrate bleibt daher bis 2005 konstant bei 7,0 Prozent oder 4,5 Prozent nach EU-Kriterien. Karl Aiginger, stellvertretender Leiter des Wifo, warnte daher am Freitag: „Das Wachstum ist zu gering, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Das ist ein Problem, mit dem wir wirtschaftspolitisch noch zu kämpfen haben werden.“

Die Konjunkturexperten des Wifo und des Instituts für Höhere Studien (IHS) legten am Freitag folgende, leicht nach oben revidierte Prognose vor: Nach einem Wirtschaftswachstum unter einem Prozent im heurigen Jahr, dürfte 2004 eine Wachstumsrate zwischen 1,7 Prozent (Wifo) und 2,1 Prozent (IHS) erzielt werden.

Das Wifo glaubt trotz des starken Eurokurses an eine eher exportseitig getriebene Erholung, das IHS sieht den Schwerpunkt eher in einer wiedererstarkten Inlandsnachfrage. Von der ersten Etappe der Steuerreform sei aber praktisch kein Konjunkturimpuls zu erwarten.

Blick in die Glaskugel

Wie unsicher solche Prognosen sind, wissen die Wirtschaftsforscher selbst am besten. Nach oben und unten sei derzeit ein Spielraum um 0,5 Prozentpunkte in den Zahlen enthalten, hieß es inoffiziell. Offiziell sagte Aiginger: „Wir geben keine Bandbreiten mehr an, weil wir dann sehr oft daneben liegen.“

Vor einem Jahr schätzte das Wifo das Wirtschaftswachstum für 2003 noch auf 2,1 Prozent, herausgekommen ist nach vorläufigen Daten 0,7 Prozent.

Für das Jahr 2005 liegen das Wifo mit einer erwarteten Wachstumsrate von 2,4 Prozent und das IHS mit einem Prognosewert für das BIP-Wachstum von 2,5 Prozent praktisch gleichauf.

USA bleibt Unsicherheitsfaktor

Größter Unsicherheitsfaktor in dieser Prognose ist die weitere Konjunkturentwicklung in den USA. Allgemein wird damit gerechnet, dass es nach den Präsidentenwahlen zu einem scharfen Sparkurs in den USA kommen wird, um das hohe Budget- und Leistungsbilanzdefizit in den Griff zu bekommen.

Für die Weltwirtschaft könnten daraus rasch dämpfende Effekte resultieren, weshalb Skeptiker sagen, dass der Wirtschaftsaufschwung 2006 schon wieder vorbei sein werde. Offiziell ist Wifo und IHS zum Jahr 2006 noch keine Prognose zu entlocken. Sie soll im Jänner vorgelegt werden.

Aus der Steuerreform 2005 mit einem Volumen von 2,5 Mrd. Euro leiten die Wirtschaftsforscher einen Konjunkturimpuls von bis zu 0,5 Prozentpunkten ab, abhängig von der Entlastungsverteilung auf Unternehmen und Privathaushalte. Im günstigsten Fall könnte daher das Wachstum 2005 bei drei Prozent liegen.

Im letzten „Hochkonjunkturjahr“ 2000 lag das Wachstum bei 3,5 Prozent. Damals betrug die Arbeitslosenquote 5,8 Prozent bzw. 3,7 Prozent nach EU-Kriterien. Das heißt: Im Vergleich zum Jänner 2001 gibt es heute um 58.000 mehr Arbeitslose. (DER STANDARD Printausgabe, 20.12.2003 miba)