Der ehemalige Bertelsmann-Manager Jan Henric Buettner hat im Interview mit dem Spiegel erstmals die Hintergründe der Milliarden-Klage gegen den Gütersloher Medienkonzern erläutert: "Ich wollte nur nicht in zehn Jahren zurückschauen und dann sagen: Hier hast du dich richtig übers Ohr hauen lassen."

Buettner und sein Partner hatten Bertelsmann in den USA auf ursprünglich 3,5 Milliarden Dollar verklagt, weil der Konzern ihnen eine Beteiligung an AOL Europe versprochen habe. Ende vergangener Woche sprach eine Jury den beiden einen Schadensersatz von mindestens 209 Millionen Euro zu.

Wenig Ahnung vom Internet

Buettner, der sich seit Beginn der Auseinandersetzung Ende 2000 nicht öffentlich geäußert hatte, rechtfertigt die Klage damit, dass er das Thema Internet erst nach Gütersloh gebracht habe: "Der spätere Vorstandschef Thomas Middelhoff managte damals Druckereien und hatte wenig Ahnung vom Internet." Später habe es dann auf einmal geheißen: "Ich bin der große Manager, und die kleinen Jungs haben keine Rolle gespielt."

Entsprechend sei die Höhe des Schadensersatzes keineswegs absurd, da Bertelsmann mit dem Verkauf der Internet-Geschäfte die "wahnsinnige Summe" von zehn Milliarden verdient habe. Bertelsmann sei sogar "noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen". Schließlich, so Buettner, "zeigte Bertelsmann vor dem Prozess auch kein Interesse, sich auf eine weitaus geringere Summe zu einigen".