Den rund 50 Mio. Euro schweren ersten Auftrag erhielten das Konsortium Siemens, IBM und TA.


Wien - "Der Probebetrieb startet im vierten Quartal 2004, das Rollout der Karten beginnt 2005. Das Projekt ist auf gutem Weg." Josef Kandlhofer, Sprecher der Geschäftsführung des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, bleibt in Sachen termingerechter und flächendeckender Einführung des elektronischen Krankenscheinersatzes optimistisch. Weder die Sonderprüfung von externen Beraterhonoraren noch der konfliktgeladene Rücktritt des gesamten Aufsichtsrates der Chipkarten-Betreibergesellschaft (DER STANDARD berichtete) beeindrucken ihn. "Man wird uns am Ende am Erfolg messen", so Kandlhofer bei einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch am Freitag.

Die krisengeschüttelte Chipkarten-Betreibergesellschaft (Chip-BE) wird indessen zu einer reinen IT-Tochter degradiert, bestätigte der zuständige Hauptverbandsgeschäftsführer Volker Schörghofer. Alle Entscheidungen in Sachen Chipkarte werden künftig vom Hauptverband selbst getroffen. Der eine Chip-BE-Geschäftsführer, Johann Theiler, wurde beurlaubt, sein Vertrag soll aufgelöst werden. Die andere Geschäftsführerin, Ursula Weissmann, "genießt unser volles Vertrauen", so Kandlhofer und Schörghofer unisono. Ihr wurde vom zurückgetretenen Aufsichtsrat das Misstrauen ausgesprochen.

Die beanstandeten Berater seien notwendig gewesen, um das Projekt zeitgerecht voranzubringen, der Prüfung durch den Sozialminister "sehe ich sehr locker entgegen", so Schörghofer.

Der am Donnerstag vergebene erste Teil des Auftrags für die Einführung der Chipkarte betrifft das Herzstück der Infrastruktur sowie die Software bei den Endgeräten (Terminals). Nach Branchenangaben soll das Volumen rund 50 Millionen Euro betragen. Zu den Vorgaben durch den Hauptverband gehörte offensichtlich, auf die vorhandenen Vorarbeiten von EDS/Orga zurückzugreifen, die Anfang 2003 als Generalunternehmer gescheitert waren.

Siemens/IBM gewinnt

Den Zuschlag erhielt ein Konsortium aus Siemens (Konsortialführer), IBM und Telekom Austria. Das Konsortium will sich auch für die anderen Teile der Vergabe bewerben.

Die Mitbewerber waren T-Systems (eine Tochter der Deutschen Telekom) und ein Konsortium aus Hewlett-Packard und einem Tochterunternehmen des Bundesrechenzentrums. Dem Vernehmen nach soll T-Systems aufgrund eines formalen Grundes ausgeschieden sein; HP wiederum hatte um eine Erstreckung der Frist gebeten, dem wurde aber offensichtlich nicht nachgekommen. HP prüft derzeit die rechtlichen Optionen (Einspruch bei der Vergabekommission).

Bis 17. Februar läuft nun die Bieterfrist für den zweiten Teil der Ausschreibung, das Kartensystem. Im ersten Halbjahr 2004 werden weiters für die Bereiche Karten-Rollout und Schulung sowie Netzwerkinfrastruktur und Onlineverbinungen Angebote eingeholt. Das Callcenter sowie die interne Administration will der Hauptverband in Eigenregie erledigen. (DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.12.2003)