Wien - Mit massiver Kritik an der Geschäftsführerin der Chipkarten Betriebs- und Errichtungsgesellschaft (SV-Chip BE), Ursula Weismann, meldet sich die gestern zurückgetretene Aufsichtsrätin Ingrid Reischl am Freitag zu Wort. Sie sei "aus tiefem Misstrauen" gegenüber Weismann zurückgetreten, sagte sie. Gesetze seien "gebrochen" worden.

Reischl reagiert damit auf die wiederholten Äußerungen von Hauptverbands-Geschäftsführer Volker Schörghofer, wonach der sechs-köpfige Aufsichtsrat zurückgetreten sei, weil man erkannt habe, dass man beim Chipkarten-Projekt im Sinne einer straffen Struktur "keine Hilfe" mehr sei. Sie habe ihre Funktion nieder gelegt, weil Weismann nicht mit der "Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmannes" gearbeitet habe, so Reischl dazu. Aus Gründen der Verschwiegenheit könne sie keine Details nennen. Allerdings seien aus ihrer Sicht "Gesetze gebrochen" und Beschlüsse des Aufsichtsrates von der Geschäftsführung nicht umgesetzt worden. Außerdem sei der Aufsichtsrat "über maßgebliche Dinge" nicht informiert worden.

Prüfung soll Vorwürfe bestätigen

Der vom Hauptverband wegen "unüberbrückbarer" Auffassungsunterschieden beurlaubte zweite Geschäftsführer der SV-Chip BE, Johann Theiler, wollte sich zu den Vorwürfen im Detail nicht äußern, er widersprach allerdings auch nicht.

Reischl geht jedenfalls davon aus, dass sich ihre Vorwürfe bei der von Sozialminister Herbert Haupt (F) eingeleiteten Prüfung bestätigen werden. Haupt hatte die Prüfung eingeleitet, weil ihm Information zugespielt wurden, wonach Millionenhonorare für externe Beratungen ohne Ausschreibung bezahlt worden sein sollen. Theiler meinte, er habe "alle Vorgänge" bis zum 18. November (Tag der Beurlaubung) dokumentiert und stehe den für die Prüfung zuständigen Gremien gerne "Rede und Antwort".

Im Gegensatz zu Schörghofer geht Reischl auch davon aus, dass ein neuer Aufsichtsrat zu bilden ist. Dieser sei nicht nur im Gesellschaftsvertrag der SV-Chip BE, sondern auch im ASVG vorgesehen. (APA)