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Lucas van Valckenborch der Ältere: "Sommerlandschaft mit Kornschnitt"

Foto: APA/Kunsthistorisches Museum
Nach der Entwicklung des Stilllebens steht nun "Die flämische Landschaft" zwischen 1520 und 1700 im Forschungsinteresse des Wiener Kunsthistorischen Museums und der Kulturstiftung Ruhr in der Villa Hügel in Essen.


Wien -Der typisch flämischen Ausprägung der Stillleben des 16. und 17. Jahrhunderts war vor knapp einem Jahr eine Ausstellung im Palais Harrach gewidmet. Nun zeigt das Kunsthistorische Museum im Haupthaus die etwas früher entwickelte, eigenständige Landschaftsmalerei aus Flandern und Brabant - erneut in Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung Ruhr in der Villa Hügel in Essen, erstmals mit dem Koninklijk Museum voor schone Kunsten in Antwerpen als Partner.

Pionier der Emanzipation vom Altarbild hin zur reinen Landschaft war der um 1480 geborene Joachim Patinir, dessen außergewöhnliche Perspektiven und farbliche Staffelung - von Braun im Vordergrund über Grün für die mittleren Ebenen hinein ins Blau des Hintergrundes - die flämische Landschaftsmalerei bis ins 17. Jahrhundert (Josse de Momper) prägten.

Die verschiedensten Typen legte ein Nachfolger fest: Pieter Bruegel der Ältere. Er fand zeichnend zu "idealen" Bildlösungen, konzentrierte diese zu einer zwölfteiligen Kupferstichserie "Große Landschaften" und sorgte damit - auch über die massierte Verbreitung - für die Vorgaben, setzte die Standards dafür, wie eine Fels-, Gebirgs-, Wald-, Dorf-oder Flusslandschaft ins Bild gebracht werden sollte. Typen waren das, die von weniger bekannten Meistern verfeinert und Schritt für Schritt von der "Weltlandschaft" hin zur konkreteren Schilderung realer Natur geführt wurden.

Josse de Momper malte Anfang der 20er-Jahre des 17. Jahrhunderts seine Große Gebirgslandschaft, Adam Willaert hielt in Seesturm mit der Rettung Schiffbrüchiger schon recht Alltägliches dramatisch aufwühlend in Öl fest. Paul Bril zog es aus Flandern nach Rom, wo es ihm glückte, als "Meister der Deutschen Landschaft" Ansehen und Einfluss zu erlangen. Gilles van Coninxloo brachte den Typus "Waldlandschaft" zur Perfektion. Herri met de Bles, Jan van Amstel, Cornelis Massys, Cornelis van Dalem und Lucas Gassel hießen die weiteren Stars der flämischen Zentren Brüssel und Antwerpen. Und Lucas van Valckenborch: Der lieferte Malereien zum Jahreszeitenwechsel, von denen bloß das Erfolgsmodell "Winter" als Typ überlebte.

Erhabene Perfektion

Dann kam Rubens. Und mit ihm der barocke Landschaftsraum. Die Tradition seiner Vorgänger überwindend, dominiert bei ihm "Atmosphäre", wird die Natur - in aller Perfektion - auf ihren Gehalt an Erhabenem hin untersucht. Allein von Peter Paul Rubens sind acht Werke in der Schau vertreten.

Die etwa 130 Bilder und 20 Grafiken umfassende Präsentation ist - KHM-typisch - die größte, die je diesem Thema gewidmet war. Leihgaben kommen aus aller Welt: aus der Alten Pinakothek in München, dem Prado in Madrid, Rijksmuseum Amsterdam, dem Koninklijk Museum und dem Museum Mayer van den Bergh in Antwerpen, dem Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam, dem der National Gallery in Washington, dem Cleveland Museum of Modern Art, dem Toledo Museum of Art, dem Städel in Frankfurt, der Dresdener Gemäldegalerie, dem Museo di Capodimonte in Neapel, den Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein. Der Katalog ist dem, mit ca. 400 Seiten, angemessen. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.12.2003)