Wien - Das Verhältnis zwischen Innenminister Ernst Strasser (VP) und den Personalvertretern der Exekutive lässt sich derzeit so beschreiben: einer gegen alle. Vertreter von Polizei, Kriminaldienst und Gendarmerie teilten Strasser am Freitag einstimmig mit, dass sie den ersten Entwurf zur Zusammenlegung der Wachekörper "nicht befürworten".Geplanten Änderungen im Dienstsystem

Vor allem die geplanten Änderungen im Dienstsystem treiben die Personalvertreter auf die Barrikaden. "Jetzt fallen bei der Polizei in Wien 15 Dienste pro Monat an, gemäß den vorgeschlagenen Bestimmungen sollen es bis zu 22 sein", kritisiert der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Franz Pail, im STANDARD-Gespräch. Er gibt zu bedenken, dass zum Beispiel in Wien rund 65 Prozent aller uniformierten Beamten gar nicht in der Bundeshauptstadt zu Hause sind. "Viele fahren mehr als 100 Kilometer zur Arbeit. Durch den massiven Mehrdienst würden wohl viele dazu gezwungen, sich eine Unterkunft in Wien zu besorgen. Was wiederum eine enorme finanzielle Belastung bedeuten würde", so Pail.

Vorbild Belgien

Der Polizeigewerkschafter empfiehlt Strasser einen Blick nach Belgien, wo vor kurzem ebenfalls Polizei und Gendarmerie zusammengelegt worden sind: "Dort ist kein einziger Beamter finanziell schlechter ausgestiegen."

Alle gewerkschaftliche Register sind möglich Das mit der Reform beauftragte "Team 04" hat nun ein Monat Zeit, auf die Bedenken zu reagieren. Am 4. Februar gibt es einen Termin im Innenministerium mit allen Zentralausschüssen. Werde dann nicht nach den Bestimmungen des Personalvertretungsgesetzes verhandelt, "werden alle gewerkschaftlichen Register gezogen", gibt sich Pail kämpferisch. (Michael Simoner, DER STANDARD Printausgabe 20/21.12.2003)