Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Nikola Solic
Zagreb - Der frühere kroatische Präsident Franjo Tudjman und sein Sohn Miroslav, der 1993-1998 Chef des kroatischen Geheimdienstes (HIS) war, haben gewusst, wer 1993 das Massaker von Ahmici ausgeführt hat. Das sagte Anto Nobila, der Anwalt des bosnisch-kroatischen Generals Tihomir Blaskic, der seinerseits vom Haager UNO-Tribunal wegen dieses Verbrechens verurteilt worden war. 116 muslimische Einwohner des bosnischen Dorfes, unter ihnen Frauen und Kinder, wurden damals ermordet.

Tudjman soll Archive versteckt haben

"Er (Miroslav Tudjman) versteckte die Archive der (bosnisch-kroatischen Miliz) HVO im HIS-Gebäude, als er der Chef dieser Agentur war. Er versteckte es vor Bladkics Anwälten und dem Haager Tribunal", sagte Nobilo der Tageszeitung "Novi list" (Freitag-Ausgabe). Laut dem Anwalt wusste der frühere kroatische Staatschef alles über das Ahmici-Verbrechen. "Dann entschied er (Franjo Tudjman), es zu verbergen. Er und Miroslav Tudjman hatten die Informationen, wer das Verbrechen in Ahmici begangen hatte und sie taten nichts, um die Täter zu bestrafen", behauptete Nobilo.

Tihomir Blaskic war der Kommandant des Kroatischen Verteidigungsrats HVO, die bosnisch-kroatische Miliz der ehemaligen selbsternannten Republik "Herceg Bosna" im vorwiegend von Kroaten bewohnten Teil Bosnien-Herzegowinas. Das Kriegsverbrechertribunal erklärte ihn verantwortlich für verschiedene Kriegsverbrechen, verübt zwischen 1992 und 1994 in Zentralbosnien. Das schwerste unter ihnen war das Massaker von Ahmici im April 1993.

Blaskic stellte sich 1996 freiwillig

Blaskic stellte sich dem Tribunal im April 1996 freiwillig. Und im März 2000 wurde er der schweren Verletzung der Genfer Konventionen und des Kriegsrechts sowie der Verbrechen gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden und mit 45 Jahren Haft bedacht. Blaskics Verteidiger plädierten später auf Freispruch.

Am 8. Dezember startete ein Berufungsverfahren. Dabei wurden 73 neue Beweise präsentiert, die beim ersten Prozess unberücksichtigt geblieben waren. Darunter waren auch schriftliche Berichte von Miroslav Tudjman. Darin informierte Tudjman seinen Vater, den Präsidenten, über die Situation in Zentralbosnien. Laut Blaskics Anwälten zeigen diese Dokumente, dass der Tudjman-Vertraute Dario Kordic, der bereits in Den Haag ist, und vier weitere hohe Beamte von Herceg Bosna als verantwortlich für das Ahmici-Massaker. Das Tribunal soll innerhalb einiger Monate entscheiden. (APA)