"Ich bin kerngesund und voller Tatendrang", versicherte der 67-jährige Ministerpräsident und stellte seiner Regierung ein ausgezeichnetes Zeugnis aus. Italien stehe mit einem Zuwachs des Bruttosozialprodukts von 0,5 Prozent besser da als viele andere EU-Staaten. Seine Regierung habe 700.000 Arbeitsplätze geschaffen, die Steuern gesenkt und die Kriminalität wirksam bekämpft.
Kritik Prodis
Der von vielen Italienern beklagte Schwund der Kaufkraft sei eine "Folge der Euro-Einführung". Die neue Währung habe eine Teuerungswelle verursacht. Diese Behauptung Berlusconis wurde in Brüssel umgehend dementiert. "Es ist an der Zeit, mit diesen Lügen aufzuhören", erklärte EU-Kommissionspräsident Romano Prodi. "Tatsache ist, dass die römische Regierung keine effiziente Kontrolle über ungerechtfertigte Preiserhöhungen ausgeübt hat."
Berlusconi kündigte für Jänner eine neuerliche Befassung des Parlaments mit dem von Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi rückverwiesenen Mediengesetz an. Auf die Frage einer Journalistin der Oppositionszeitung L'Unitá, ob es ihm nicht peinlich sei, ein Dekret zur Rettung seines eigenen Fernsehsenders Rete 4 zu unterzeichnen, antwortete der Premier: "Ist es Ihnen nicht peinlich, für eine Zeitung wie die Unitá zu schreiben?"
Interessenkonflikt
Den noch immer ungelösten Interessenkonflikt zwischen seiner Rolle als Medienunternehmer und als Regierungschef nannte Berlusconi eine "reine Erfindung". Die Regierung werde im Jänner auch das Gesetz beseitigen, das allen Parteien ungeachtet ihrer Stärke gleiche Belang-Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zubilligt. Dies sei ein "falsch verstandener Gleichheitsbegriff".