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Ausgepumpt liegt er da: Hermann Maier.

Foto: Reuters/Martinez
Wien - Als Gesamt-Weltcup-Führender, aber mit völlig leeren Akkus feiert Österreichs Ski-Superstar Hermann Maier Weihnachten 2003. Nach dem zweiten Durchgang im Riesentorlauf von Alta Badia ließ sich der ausgelaugte Salzburger in den Schnee fallen, Rang 26 und 4,64 Sekunden Rückstand auf Sieger Davide Simoncelli verkamen zur Nebensache. "Über Weihachten rühr ich die Ski sicher nicht an", verkündete der 31-jährige Salzburger. Bereits am 25. Dezember steht jedoch schon wieder die Anreise zur Abfahrt in Bormio auf dem Programm.

Die wahre Sensation ist jedoch die Tatsache, dass Maier trotz aller körperlicher Mängel nur zwei Jahre nach seinem schweren Motorradcrash an der Spitze des Gesamt-Weltcups thront - ein kleines Weihnachtswunder. "Das ist unglaublich. Ich wundere mich schon, wie das in meinem Zustand möglich ist", so Maier, der mit 515 Punkten vor seinem Teamkollegen Hans Knauß (433) und dem Norweger Lasse Kjus (393) in Front liegt.

Zu dichtes Programm

In der Woche vor Weihnachten mussten Maier und seine Allrounder-Kollegen vier bis fünf Rennen plus zwei Abfahrts-Trainings bestreiten. Anno dazumal, in Maiers körperlich besten Jahren, hätte das den Herminator wohl kaum aus der Bahn geworfen. Mittlerweile schaut es jedoch anders aus. "Man darf nicht vergessen, dass ich früher eine jahrelange Vorbereitung absolviert habe. Aber die Vergangenheit kann ich in dieser Hinsicht komplett streichen", meinte der zweifache Olympiasieger von Nagano 1998 (Super-G und Riesentorlauf).

Von einer Olympia-Form war Maier am Sonntag so wie der Großteil der ÖSV-Asse (Ausnahme Benjamin Raich als Fünfter) weit entfernt, dem Flachauer war die Vorstellung sogar ein wenig peinlich. "Ich hoffe, es haben nicht allzu viele zugeschaut. Das war mein schlechtester Riesentorlauf, ich muss mich bei meinen Fans für diese Vorstellung entschuldigen." Maier weiß natürlich genau, was ihm fehlt: "Mir gehen die zwei Jahre wahnsinnig ab. Das merke ich immer wieder", so Maier über seine lange Verletzungspause.

Kurze Pause

Die Weihnachtspause ist hingegen kurz. Am 25. Dezember Anreise nach Bormio, zwei Tage Training und am 28. Dezember das Abfahrtsrennen. Einen eventuellen Startverzicht in Bormio hat Maier laut eigenen Angaben nie in Erwägung gezogen.

Der Riesentorlauf von Alta Badia war für die Österreicher wie bereits vor einer Woche eher zum Vergessen. Zum dritten Mal nach Sölden und Alta Badia I ging die Siegehrung ohne Rot-Weiß-Rot über die Bühne, lediglich im RTL von Park City durften Andreas Schifferer (2.) und Hans Knauß (3.) aufs Stockerl. ÖSV-intern ist man sich aber sicher, dass in der Flachau (3. Jänner) schon wieder alles anders aussehen wird. Gert Ehn, ÖSV-Technik-Trainer, betrieb Ursachenforschung: "Die Dichte ist enorm, da darf man sich kaum Fehler erlauben. Wir müssen noch ein wenig an der Abstimmung tüfteln."

Simoncelli leht Vergleich mit Tomba ab

Jubel herrschte hingegen im italienischen Lager. Fast wie in besten Tomba-Zeiten (Alberto gewann in Alta Badia 1987, 1990, 1991 und 1994) wurde Sieger Simoncelli von tausenden Fans gefeiert. Tomba La Bomba, in Alta Badia als TV-Kommentator im Einsatz, war einer der ersten Gratulanten. "Ich wollte aufs Stockerl, aber an einen Sieg habe ich nie geglaubt. Ich liebe diesen Hang", freute sich der 24-Jährige, der im Anschluss an das Rennen Vergleiche mit Tomba aus Respekt vor der italienischen Ski-Legende strikt ablehnte.(APA)