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Das Dach eines Geschäftshauses stürzte ein

Foto: APA/EPA/Weisberg
San Francisco - Das schwerste Erdbeben in Kalifornien seit vier Jahren hat am Montag zwei Menschen das Leben gekostet. Nach Polizeiangaben wurden die Frauen in der Kleinstadt Paso Robles von herabstürzenden Gebäudeteilen erschlagen. 50 Menschen seien leicht verletzt worden, teilte ein Krankenhaussprecher mit. Das Erdbeben der Stärke 6,5 auf der Richterskala ereignete sich bei der Ortschaft Cambria, rund 300 Kilometer nördlich von Los Angeles, auf halbem Weg nach San Francisco.

In Paso Robles wurde ein Straßenblock der historischen Altstadt zerstört. Ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert stürzte ein und begrub - neben den beiden Frauen - mehrere Fahrzeuge unter sich. Wasser und Gasleitungen wurden beschädigt. Rund 10.000 Menschen waren zunächst auch ohne Stromversorgung. Zuletzt riss eine Erschütterung der Stärke 7,0 im Oktober 1999 die Menschen im Süden Kaliforniens aus dem Schlaf.

"Es riss uns von den Füßen"

Einwohner berichteten, das Beben wirkte zunächst wie die Schockwelle nach einer Bombenexplosion. "Es riss uns förmlich von den Füßen", sagte Bijan Eskandanian, der gemeinsam mit seiner Frau gerade auf dem Weg zum Einkaufen war. "Zuerst war es, als wenn ein großer Lastwagen vorbeidonnerte. Dann fing alles an zu schaukeln", schilderte Mary Carson aus Cambria das Beben. Gegenstände fielen aus den Regalen, Fensterscheiben gingen zu Bruch und in den Zimmerdecken bildeten sich Risse.

Das historische Hearst-Castle, beliebtes Ausflugsziel in dem Küstenort San Simeon, wurde geräumt. Keiner der 500 Besucher sei verletzt worden, und die Sachschäden seien gering, zitierte ein Radiosender einen Sprecher. Ein nahe gelegenes Atomkraftwerk wurde nach Angaben der Behörden nicht beschädigt und setzte seine Energieproduktion fort. "Das war kein typisches Beben" Nach Erkenntnis von Seismologen war das Beben untypisch für die Region. Zwar stehe es im Zusammenhang mit dem San-Andreas-Graben, sagte der Potsdamer Erdbeben-Forscher Rainer Kind, es sei aber nicht direkt auf die klassische Bewegung der Pazifischen Platte in Richtung Nordwesten zur Nordamerikanische Platte zurückzuführen. "Lokal kann es zu ganz anderen Verschiebungen und Spannungen kommen." "Tiefe unbekannt" "Die Tiefe ist noch nicht genau bekannt", sagte Kind. Acht Kilometer wären kennzeichnend für diesen Teil Kaliforniens, aber es gebe auch die Möglichkeit, dass es rund 20 Kilometer seien. An der Küste habe es schon im vorigen Jahrhundert Beben gegeben. Dort überziehe ein sehr kompliziertes System von Verwerfungen in einem etwa 100 Kilometer breiten Gürtel den Westen des Bundesstaates. Bei ihm handelt es sich laut Kind um eine Übergangszone von Pazifischer zu Nordamerikanischer Platte. Die jetzt registrierten Erdstöße stammten nicht aus der San-Andreas-Verwerfung selbst, sondern aus einer weniger aktiven Zone, stellte der Professor fest. Er arbeitet am Geoforschungszentrum der brandenburgischen Landeshauptstadt, das weltweit Erdbeben beobachtet und auswertet. (APA/dpa)