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Trotz großer Frequenz in den Einkaufsstraßen trugen die Kunden heuer weniger nach Hause.

dpa/Frank Rumpenhorst
Allen allzu lauten Jubelgesängen der vergangenen Wochen zum Trotz: Die Konjunkturlage, das zu warme Wetter und grassierende Rabattitis machten heuer im Handel das Packerl mit dem Umsatz kleiner.

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Wien - Alle Jahre wieder legt sich der Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich ein Bonmot zurecht, um das Weihnachtsgeschäft mit einem Satz zu beschreiben. Heuer wählte Erich Lemler für sein Eröffnungsritual zur traditionellen Weihnachtsgeschäftspressekonferenz folgendes: "Viel Trubel und wenig Jubel."

Insgesamt ein Minus von sieben Prozent bei den Mehrumsätzen dank des kollektiven Kaufrausches zum Fest 2003 ergab nämlich eine Trendumfrage der Handelsforscher von KMU Forschung Austria unter 350 Handelsbetrieben. Die Anzahl der kaufenden und nicht nur schauenden Kunden sei um acht Prozent gesunken.

Negativtrend prolongiert

Bereits im Vorjahr ging es um acht Prozent zurück. "Wahrscheinlich wird bis zum Jahresabschluss noch etwas aufgeholt werden können, aber das Minus bleibt", so Peter Voithofer, KMU-Forschung-Geschäftsführer. Die Hoffnung lebt aber: "Zu den Late buyer gehören überdurchschnittlich viele Männer beziehungsweise Österreicher mit hohem einkommen", hieß es am Dienstag. Außerdem steigt weiterhin die Beliebtheit des Geldgeschenks. Der "Umtauschsamstag" nach Weihnachten ist für viele Branchen sogar der umsatzstärkste Tag des Geschäftsjahres. Insgesamt dürfte der Einzelhandel 2003 um weniger als einen Prozentpunkt nominell zulegen.

Damit hat sich ein Weihnachtswunsch der Händler nicht erfüllt, nämlich dass ein flaues Jahr doch einen belebenderen Abschluss findet. Angesichts verstopfter Straßen und übervoller Parkplätze an den Einkaufssamstagen und am 8. Dezember war zuvor noch heftiges Frohlocken zu hören, hauptsächlich der Einkaufszentrenbetreiber sowie der filialisierten Unternehmen. "Das ist ein Teil des Marketings", so Lemler.

74 Prozent im Minus

15 Prozent der befragten Geschäfte berichteten von einem Plus, elf Prozent liegen auf Vorjahresniveau, 74 Prozent im Minus. Am stärksten litten die modischen Branchen (siehe Grafik): Im Lederwarenhandel und im Schuhhandel gingen die Weihnachtsumsätze - nominell, also die branchenspezifischen Inflation oder Deflation noch einbezogen - um 14 Prozent, im Bekleidungshandel um zehn Prozent. Der Umsatzrückgang beim Elektrohandel sei teilweise durch den anhaltenden Preisverfall - etwa bei Digitalkameras oder DVD-Playern - zu erklären, so Voithofer. Lediglich der Spielwarenhandel darf sich über ein Plus freuen.

Nicht gerade hilfreich, so Lemler, sei "die Negativwerbung" gewesen, "um geile Erfolge zu erwirtschaften". Grund des Ärgers: Die Elektrokette Saturn, Tochter des deutschen Metro-Konzerns, wirb seit Monaten mit dem Slogan "Geiz ist geil". Das untergrabe die "Wertigkeit" der Geschenke so Lemler.

Hauptgrund flaue Konjunktur

Hauptgründe für die Zurückhaltung bei Geld ausgeben dürften aber die noch immer flaue Konjunktur, die hohe Arbeitslosigkeit im Land und nicht zuletzt das bisher gar nicht winterliche Wetter gewesen sein. Die Summer der Umsätze verkleinert dürfte auch der Ausverkauf haben, der heuer in den modischen Branchen wieder früh eingesetzt hat. "Aber das ist schon fast traditionell", sagt Voithofer dazu, im Vorjahr sei die Rabattschleuderei angesichts der Winterware, die in den Regalen zu kleben scheint, ähnlich früh losgegangen, deswegen wirke sich das in der Statistik nicht dramatisch aus. (Leo Szemeliker, DER STANDARD Printausgabe, 24./25./26.12.2003)