Diskurs
Weniger Spenden
Kommentar von RAU
Die Österreicher leiden offenbar unter "Mitleidsermüdung". Sie spenden weniger. Caritas, Rotes Kreuz und sogar "Licht ins Dunkel" melden Rückgänge, weniger von den Firmen, mehr von den Kleinspendern. Wer jemals bei "Licht ins Dunkel" Telefondienst gemacht hat, weiß, wie diese Kleinspender aussehen: Geschätzte 60 Prozent der Anrufe kommen von Pensionistinnen, die schon seit Jahren regelmäßig spenden und sich dafür entschuldigen, dass es meist nur zehn Euro sind: "Ich hab' ja selber nicht so viel" (daneben gibt es natürlich auch noch Originale wie den Herrn, der schon spenden will, aber nur, wenn ihn der Peter Rapp persönlich zurückruft).Aber der Rückgang des Weihnachtsgeschäfts in Kombination mit dem Rückgang der Spendenfreudigkeit lässt natürlich nur einen Schluss zu: Die schlechtere Wirtschaftslage und die Steuer-und Abgabenerhöhungsprogramme der Regierung haben die Ausgabelust und -fähigkeit gedämpft. Vielleicht tragen auch die zumindest in den Straßen Wiens gehäuft auftretenden Bettler und Obdachlosen zum Abflauen des "offiziellen" Spendens per Erlagschein bei. Faktum ist jedenfalls, dass es sichtbar mehr Not gibt, aber weniger Spenden. (DER STANDARD, Printausgabe 24./25./26.12.2003)