Aus Sicht von Psychologen hat diese Familie es geschafft, Weihnachten auf die Reihe zu bekommen und alle am Fest teilhaben zu lassen. Für solche Eltern haben Belinda Mikosz vom Wiener Jugend- und Familienamt und Brigitte Cizek vom Österreichischen Institut für Familienforschung nur Lob. Weil sie "im Interesse der Kinder handeln" und die "Paarebene und die Kinderebene" auseinander gehalten wurde. Wenn dies nicht gelingt, fließen unterm Baum die Tränen. Und zwar die aller Beteiligten. Wenn zum Beispiel der Papa die geschiedene Ex-Frau vor den Kindern schlecht macht, die Mama den Ex-Mann verhöhnt, weil "er zu nichts zu gebrauchen" sei. Da, sagt Institutsleiterin Cizek, werden alte Konflikte aus gescheiterten Beziehungen an den Kindern ausgelassen.
Unklug sei es auch, die Kinder entscheiden zu lassen, bei wem sie Weihnachten feiern wollten. Das bringe die Kinder in die Zwickmühle, also einen Loyalitätskonflikt zwischen den Eltern, die sie gerade zum Fest beide um sich haben wollen. Besser sei es, rät Cizek, wenn man den Kindern einen Rahmen vorgebe, dass eine "Hauptfeier" am Hauptwohnort stattfindet. Das ist meistens bei der Mutter. "Warum muss denn noch eine Bescherung stattfinden", wenn es doch auch schön wäre, wenn die Väter den nächsten Tag mit den Kindern im Freien verbringen würden?
Mitreden soll man die Kinder trotzdem lassen. Das sei alles eine Frage der Kommunikation, wissen Cizek und Mikosz. Die halt leider bei komplizierten Trennungen meist nicht funktioniert. Brigitte Cizek lässt keinen Zweifel: "die Trennung durchziehen". Keinesfalls solle man Beziehungswaisen die heile Familie unter dem Christbaum vorgaukeln und danach fliegen wieder die Fetzen.
Tipp: Weniger ist mehr
Belinda Mikosz rät generell zum Motto "weniger ist mehr" am Heiligen Abend und den folgenden Feiertagen. Das gilt für Packerl, das gilt für Besuche. Gerade Kinder, die als Beziehungswaisen und dann mit neuem Partner der Eltern gleich in Großfamilien kommen, seien die vielen Eindrücke kaum zu verarbeiten. Bei Kleinkindern würden mehr als drei Geschenke eine totale Reizüberflutung verursachen. Sie können sich gar nicht richtig freuen über so viele Spielsachen. Was wiederum dann die Schenker enttäuscht, wo man sich doch so große Mühe gemacht habe, weiß Mikosz aus Erfahrung.
Die beiden Psychologinnen Mikosz und Cizek bemerken aber seit einiger Zeit den Trend, dass Paare schon während des Scheidungsverfahrens zur Beratung kommen, um es später für ihre Kinder besser machen zu können. Nicht nur zu Weihnachten.
Egal in welcher Familienkonstellation, frisch geschieden oder schon wieder verliebt, die Österreicher haben sehr konkrete Vorstellungen, was für sie "Weihnachten" ausmacht. Die Stimmung dazu spüren sie schon seit Wochen in sich, hat eine Telefonumfrage eines Linzer Meinungsforschungsinstituts ergeben. Romantische Vorstellungen überlagern die Kritik, dass Weihnachten ein Konsumfest ist.
Konsum und Romantik