Moskau - Die Kreml-treue Partei "Einiges Russland" hat bei der Parlamentswahl Anfang Dezember eine Stimmenmehrheit von zwei Dritteln erreicht und kann damit im Alleingang die Verfassung ändern. "Einiges Russland" habe bei der Wahl am 7. Dezember 307 von insgesamt 450 Abgeordnetensitzen errungen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Freitag aus Kreisen der Partei. Russlands Innenminister Boris Grislow trat zurück, um ein Abgeordnetenmandat in der Duma zu übernehmen und Fraktionschef der Kreml-treuen Partei zu werden.

Die russische Tageszeitung "Kommersant" und die Nachrichtenagentur Interfax sprachen unter Berufung auf eigene Quellen von einer Mehrheit von 308 Sitzen für "Einiges Russland". Diese Stimmenmehrheit würde es der Partei erlauben, eine dritte Amtszeit für den russischen Präsidenten in die Verfassung aufzunehmen, während er sich bisher nur für eine zweite Amtsperiode zur Wahl stellen darf. Zudem könnte die russische Regierung ihren Einfluss auf die Teilrepubliken verstärken. Das endgültige Wahlergebnis sollte bei der ersten Duma-Sitzung nach der Wahl am Montag bestätigt werden.

Wie ein Parteimitglied der Nachrichtenagentur sagte, will Präsident Wladimir Putin an der Sitzung teilnehmen. Allgemein wird erwartet, dass er bei der Präsidentenwahl im März zum zweiten Mal als Sieger hervorgehen wird. Putin war 2000 erstmals an die Staatsspitze gewählt worden.

Innenminister Grislow sagte der Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge, der Präsident habe seine Entscheidung zum Rücktritt akzeptiert. Seit dem Sieg der Kreml-Partei bei der Parlamentswahl war damit gerechnet worden, dass der Parteichef das einflussreiche Amt des Parlamentspräsidenten übernehmen würde. Dies würde Putins Position im Unterhaus vor der Präsidentschaftswahl weiter stärken. Der 43-jährige Grislow verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Putins Geburtstadt Sankt Petersburg. Er wurde im März 2001 zum Innenminister ernannt und ist einer der engsten Vertrauen des Präsidenten. (APA)