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Günter Geyer, Chef der Städtischen: In Osteuropa ist die Städtische hinter der Allianz die Nummer zwei. Expansions- überlegungen gibt es in Richtung Ukraine und Bosnien- Herzogowina.

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Standard: Sie halten knapp drei Prozent an der Bausparkasse Wüstenrot, die im Vorjahr Verluste schrieb. Werden Sie bei der Fusion mit der LBA-Bausparkasse bei der Kapitalerhöhung mitziehen? Was erwarten Sie sich von der neuen Wüstenrot-Chefin Riess-Passer?

Geyer: Wir werden nicht mitziehen. Weil die Frage, ob wir 2,6 Prozent oder 2,9 Prozent halten, nicht sehr entscheidend ist. Frau Dr. Riess-Passer ist eine sehr fleißige und rührige Person. Das wird sicher auf die Geschäftsaktivitäten von Wüstenrot durchschlagen.

STANDARD: Sie haben die Zusammenarbeit mit der Bank Austria neu geregelt. Was unterscheidet die jetzige Kooperation mit der bisherigen?

Geyer: Uns ist in den letzten Monaten gelungen, eine neue Basis für das Verhältnis zwischen Bank Austria und Wiener Städtischen zu schaffen. Mittelpunkt der nunmehrigen Zusammenarbeit ist die CA-Versicherung und die Union. Wir haben Anteile an beiden Unternehmen erworben. An der CA-Versicherung halten wir jetzt 90, an der Union 45 Prozent. Beide bieten über die Schalter der Bank Austria Leben- und Unfallversicherungen an. Darüber hinaus ist die Städtische in der Sachversicherung der erste Ansprechpartner der Bank Austria. In allen anderen Dispositionen ist die Städtische frei. Die Städtische hat auch keine Verpflichtung mehr, HypoVereinsbank-Aktien zu halten.

STANDARD: Hat die Ergo-Versicherung ihr Vorkaufsrecht an der Union ausgeübt?

Geyer: Ja, sie hält nun 45 Prozent. Wir werden uns im Jänner zusammensetzen und über eine effiziente Verwaltung und den Vertrieb reden.

STANDARD: Wann und in welchem Umfang wird sich die HUK Coburg an der Städtischen beteiligen?

Geyer: Die Zusammenarbeit läuft hervorragend, wir sind gemeinsam in Polen und Bulgarien tätig und in der Personalausbildung. Wir wollen im ersten Halbjahr 2004 die wechselseitige Beteiligung von fünf Prozent einleiten und sie bis Ende 2004 finalisieren. Wir planen, den Einstieg der HUK mit einer Kapitalerhöhung zu verbinden. Möglich ist auch eine Kombination - dass etwa der Städtische Verein der HUK Coburg stimmberechtigte Stammaktien verkauft. Zudem ist beabsichtigt, auch bei den Vorzugsaktien eine fünfprozentige Kapitalerhöhung vorzunehmen.

STANDARD: Sie planen einen Aktiensplit und die Umwandlung von Vorzügen in Stämme?

Geyer: Die Stämme gehören derzeit zu 100 Prozent dem Verein. Und an der Börse notieren Vorzugsaktien. Die sind mit einem Kurs von 115 bis 120 Euro pro Aktie sehr schwer. Daher überlegen wir, 2004 der Hauptversammlung ein Splitting vorzuschlagen. Das würde dazu führen, dass eine Aktie 17 oder 18 Euro wert wäre. Das wäre der erste Schritt; und der zweite, den wir jetzt prüfen, ist im Jahr 2005/06 ein Börsengang mit Stimmrechtsaktien. Dabei wird auch überlegt, die Vorzüge in Stämme umzuwandeln. Ich hoffe, dass es der Finanzminister bis dahin schafft, die steuerlichen Beschränkungen zu reduzieren. Denn derzeit müsste der Verein den Veräußerungsgewinn von Aktien mit 34 Prozent voll versteuern.

STANDARD: Was erwarten Sie sich von der Kooperation?

Geyer: Es ist kein Kapitalthema - es ist ein Thema der Managementkapazität. Wir sind in Polen und Bulgarien gemeinsam unterwegs. HUK ist im Autogeschäft stark, was uns in Polen hilft; ein Vorteil ist auch die räumliche Nähe.

STANDARD: Mit welchem Prämienvolumen rechnen Sie heuer im Konzern, und wie viel kommt davon aus Osteuropa?

Geyer: Ich erwarte ein Prämienvolumen von 3,8 Mrd. . Davon einfällt ein Drittel auf Osteuropa. Das Ergebnis in der AG wird heuer bei 30 Mio. liegen, im Konzern bei 50 bis 55 Mio. . Davon entfallen saldiert rund zwölf Mio. auf den Osten.

STANDARD: Wohin geht der Trend in der österreichischen Versicherungswirtschaft?

Geyer: Es gibt einen Verdrängungswettbewerb in der Sach-und Krankenversicherung. Ich sehe im Vergleich zu den Reformländern in der Lebens-und Pensionsvorsorge nur noch geringe Wachstumsmöglichkeiten. Wir haben in der Lebensversicherung ein Wachstum von fast 13 Prozent. Bei uns bringt die staatlich geförderte Pensionsvorsorge zu 65 Prozent zusätzliches Geschäft.

STANDARD: Heuer wurden österreichweit Lebensversicherungen im Volumen von rund 1,2 Mrd. Euro ausbezahlt - Polizzen, die vor 15 Jahren steuerbegünstigt abgeschlossen wurden. Wie viel davon entfallen auf Ihr Haus, und wie viel wird wieder veranlagt?

Geyer: Wir zahlen heuer 130 Mio. Euro aus. Etwa ein Drittel wird wieder veranlagt. Zwei Drittel fließen in den Konsum. Ich glaube, das ist auch einer der Gründe, warum das Weihnachtsgeschäft heuer nicht total schlecht ausfiel.

STANDARD: Wie hoch ist die Gewinnbeteiligung 2004?

Geyer: Wir bleiben bei den Pensionsvorsorgeprodukten bei fünf und bei der Lebensversicherung bei 4,5 Prozent.