Mit seiner Rücktrittsankündigung kam Bernabé seiner Entlassung durch Kulturminister Giuliano Urbani zuvor, der die Biennale "für Private öffnen und marktgerechter gestalten" will. Damit löste der Forza-Italia-Mitbegründer einen heftigen Krieg aus. Der aus Venedig stammende Mediensprecher der Linksdemokraten, Giuseppe Giulietti, wittert hinter Urbanis Manöver "einen Handstreich, um dadurch auch die Filmfestspiele" dem Einfluss von Berlusconis Mediaset zu öffnen."
Verdächtigungen Die Aufregung ist groß. Verdächtigungen und Gerüchte machen die Runde. Wird Moritz de Hadeln gefeuert? Dass seine Tage als Direktor des Filmfestivals gezählt sind, liest der Schweizer täglich in den Zeitungen. Mitgeteilt hat es ihm noch niemand. Kulturminister Giuliano Urbani lehnt ein Treffen mit ihm ab: "Seine Bestätigung steht dem Verwaltungsrat zu, nicht mir. Ich mische mich nicht in die Personalpolitik ein." Doch warum forderte Urbani dann von Biennale-Direktor Bernabé eine Verschiebung der Sitzung, auf der De Hadeln am 22. Dezember im Amt bestätigt werden sollte? Urbani macht rechtliche Gründe geltend.
Vorher müsse der neue Verwaltungsrat bestimmt werden, dem erstmals drei Ver- treter privater Unternehmen angehören. Die ehemaligen Biennale-Direktoren Carlo Lizzani, Gillo Pontecorvo und Felice Laudadio drohen bei Entlassung De Hadelns gar mit einer "Gegen-Biennale".
Vereinnahmung Die internationale Vereinigung der Filmkritiker warnt vor einer "politischen Vereinnahmung". Meldungen, nach denen Mediaset-Programmchef Maurizio Costanzo Nachfolger von Biennale-Direktor Franco Bernabé werden soll, sind für den Kulturminister "böswillige Gerüchte".