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Die an BSE erkrankte Kuh in den USA wurde vermutlich vor zwei Jahren aus Kanada importiert

Foto: EPA/Casey

Washington/Chicago - Die an BSE erkrankte Kuh in den USA wurde vermutlich vor zwei Jahren aus Kanada importiert. Die kanadischen Behörden hätten Akten zur Verfügung gestellt, aus denen hervorgehe, dass das betroffene Tier offenbar zu einer aus Alberta in die USA verschifften Herde gehörte, erklärte US-Chefveterinär Ron DeHaven am Wochenende.

Die kanadischen Behörden erklärten dagegen, eine solche Schlussfolgerung sei verfrüht. Definitive Beweise, dass die erkrankte Kuh aus Kanada stamme, lägen nicht vor.

Nach ihrem ersten BSE-Fall befürchtet die Rindfleischindustrie in den USA Milliardenverluste. Schon 2001 hatte die Regierung dem Kongress mitgeteilt, dass eine etwaige BSE-Erkrankung im amerikanischen Rinderbestand mit einem Minus von 15 Milliarden Dollar (12,1 Mrd. Euro) zu Buche schlagen könnte, wie Beobachter in Erinnerung riefen. Für die Sicherheit von Lebensmitteln zuständige Beamte hatten seinerzeit vorausgesagt, dass möglicherweise 300.000 Rinder getötet werden müssten.

Zahlreiche Länder haben ein Einfuhrverbot für amerikanisches Rindfleisch verhängt, allen voran der Hauptimporteur Japan. Es folgten unter anderem Südkorea, China, Russland und Vietnam sowie Mexiko, Kolumbien, Venezuela, Argentinien und weitere lateinamerikanische Staaten.

Preise unter Druck

Die Lebendviehpreise sind unter starken Druck gekommen. Die Aktien von großen Fleischproduzenten wie Tyson Foods sind zwischenzeitlich deutlich gefallen. An der Warenterminbörse Chicago Mercantile Exchange (CME), wo der Terminhandel mit Lebendrindern stattfindet, ist der Februarkontrakt am Freitag um drei US-Cent oder 3,4 Prozent auf 86,175 Cent je Pfund (450 Gramm) gefallen.

Der täglich zulässige Preisabschlag war an der CME auf drei US-Cent verdoppelt worden, um der starken Verkaufswelle gerecht zu werden. Die Warenterminbörse hat ihr zulässiges tägliches Abschlagslimit für Montag und Dienstag in Erwartung weiterer Verkäufe sogar auf fünf Cent erhöht.

Die USA exportierten im abgelaufenen Jahr Rindfleisch im Wert von rund 3,6 Milliarden Dollar, berichtete der zuständige Fachverband der amerikanischen Viehfarmer nach Angaben der US-Wirtschaftsagentur Bloomberg.

Neun Prozent Export

Die gesamten Rind- und Kalbfleischausfuhren hatten 2002 nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums rund neun Prozent der Gesamtproduktion ausgemacht. US-Agrarmarktexperten rechnen wegen des Verlusts der Exportmärkte mit weiteren deutlichen Lebendvieh- und Fleischpreis-Rückschlägen. Dieses Fleisch muss jetzt im heimischen Markt untergebracht werden.

Die US-Terminpreise waren seit Beginn des amerikanischen Einfuhrverbots für kanadische Rinder am 20. Mai um 25 Prozent in die Höhe geschossen. In Kanada hatte ein BSE-Fall katastrophale Folgen für die Farmer gehabt.

Viel hängt für die amerikanischen Bauern, Fleischverarbeiter und Schnellrestaurantketten in den kommenden Wochen und Monaten auch davon ab, in welchem Umfang die US-Konsumenten ihren Rind- und Kalbfleischverbrauch reduzieren oder Ruhe bewahren werden.

Die weltgrößte Hamburger-Restaurantkette McDonald's versicherte am Samstag, es habe bisher keinen Verkaufsrückgang gegeben. Die McDonald's-Aktien haben sich am Freitag sogar leicht erholt und sind um 0,54 Prozent auf 24,09 Dollar gestiegen. Sie hatten am vergangenen Mittwoch - bei Bekanntwerden des ersten BSE-Falles in den Vereinigten Staaten - zunächst erhebliche Kursverluste verbucht.

Der Aktienkurs des weltgrößten Fleischproduzenten Tyson Foods ist am Freitag hingegen weiter um 2,4 Prozent auf 12,59 Dollar gefallen, nachdem der Aktienkurs am Mittwoch um 7,7 Prozent eingebrochen war. (red, AP, dpa, Der Standard, Printausgabe, 29.12.2003)