Wir konnten in den Trümmerfeldern bisher leider nur Tote bergen." So lautete Sonntag der erste Bericht von Josef Schmoll, dem Einsatzleiter der österreichischen Rotkreuz-Suchhundeteams, die nach Überlebenden der Erdbebenkatastrophe im Iran suchten. Die meisten Opfer seien offenbar vom Staub der Lehmziegel erstickt worden. Über der Stadt Bam, die nur mehr aus Schutthaufen, Staub und Sand bestehe, liege intensiver Verwesungsgeruch. Mehrere Nachbeben lösten immer wieder Panik aus.

Nach offiziellen Angaben aus Teheran sind bei den schweren Erdstößen am Freitagmorgen mindestens 20.000 Menschen ums Leben gekommen. Der Bürgermeister der Provinzhauptstadt Kerman, Akbar Alawi, rechnete mit bis zu doppelt so vielen Toten.

Österreicher gerettet

Die iranische Zentrale für Naturkatastrophen erklärte hingegen, dass die Opferzahl deutlich niedriger sei. Rund 1000 Verschüttete seien lebend geborgen worden. Sie seien mit Hunden beziehungsweise Schallortungsgeräten aufgespürt worden. Unter den Geretteten befindet sich auch der 22-jährige Student Hanno R. aus Österreich. Der junge Mann, der seit vier Wochen im Iran unterwegs war und auf dem Landweg nach Indien weiter wollte, befand sich zum Zeitpunkt des Bebens in seinem Hotel. "Alles ist zusammengebrochen", erinnert sich Hanno. DER STANDARD traf den Studenten am Sonntag in Isfahan in einem Spital, wo er medizinisch versorgt wurde.

Hanno R. erlitt eine schwere Beinverletzung, wird aber nach Auskunft der Ärzte wieder völlig gesund werden. Nach dem Einsturz des Hotels sei er vier Stunden unter den Trümmern begraben gewesen, bevor er geborgen worden sei. Nach Angaben des Österreichers hatte es in der Nacht vor den schweren Erdstößen zwei kleinere Beben gegeben. Wem er seine Rettung verdanke, wisse er nicht, so R., er sei kurz nach seiner Entdeckung bewusstlos geworden und erst im Spital wieder aufgewacht.

Neben iranischen Einheiten waren in der Katastrophenregion Rettungsteams aus 21 Staaten im Einsatz, darunter auch 120 Helfer des österreichischen Bundesheeres sowie Angehörige der Bergrettung.

Die UNO in Genf erklär- te schließlich, die Rettungsarbeiten würden noch im Laufe des Sonntags beendet. Hilfsorganisationen sollten keine Teams mehr in die Katastrophenregion schicken. Nun gelte es, den Überlebenden zu helfen. Das Gebiet liegt auf einer Höhe von 1000 Metern - in den Nächten wird es bitterkalt; zudem droht der Ausbruch von Seuchen. (Amir Loghmany aus Bam, Der Standard, Printausgabe, 29.12.2003)